DWJ 2016-08 - page 80

Diese Tradition wurde auch in der k.u.k.
Armee gepflegt und unmittelbar vor
Beginn des Ersten Weltkrieges die Um-
gestaltung von Werndl-Gewehren zu
Fechtgewehren vorgenommen.
Vorausgegangen war der Befehl der
7. Abteilung des Reichskriegsministe-
riums mit Erlass Num-
mer 1981 vom 17. April
1899, eine Erprobung in
der k.u.k. Armeeschieß-
schule im Lager bei Bruck
an der Leitha durchzu-
führen. Die Aufgabe der Armeeschieß-
schule war es festzustellen, inwieweit
die ausgemusterten Werndl-Gewehre
umgebaut werden sollten und wie diese
Veränderung aussehen sollte.
Es scheint nicht sehr dringend ge-
wesen zu sein, denn erst mit einem
Bericht vom 14. Juli 1909 teilte die Ar-
meeschießschule dem Reichskriegs-
ministerium Vorschläge mit, die er-
forderlich seien, um eine gefahrlose
Adaptierung der Werndl-Gewehre zu
Fechtgewehren durchzuführen.
Unmittelbar darauf arbeitete das
Technisch Administrative Militärko-
mitee eine Anleitung aus, welche vom
Reichskriegsministerium
genehmigt
und an die Regimentsbüchsenmacher
verteilt wurde.
Die Änderungen am Werndl-Gewehr.
Verwendet wurde beim vorliegenden
Exemplar, ein Infanterie- und Jägerge-
wehr M. 1873/77, dessen Seitenschloss
(gestempelt Adler 876)
aus der Zulieferung des
Arsenals stammte. Den
Sporn am Hahn hat man
entfernt, außerdem wur-
de die Handhabe am Ver-
schlussstück zum Öffnen und Schlie-
ßen des Verschlusses beseitigt. Das
Verschlussstück selbst wurde mittels
einer versenkten Flachkopfschraube an
der rechten Seite des Gehäuses von au-
ßen angeschraubt, damit sich das Ver-
schlussstück auch nach der Entfernung
der Handhabe unter keinen Umständen
öffnen lassen konnte.
Der Sockel für den Visieraufsatz
M. 1873/77 wurde ebenfalls komplett
abgeschliffen. Die Bearbeitungsspu-
ren an dem Realstück lassen hier eher
auf Handarbeit schließen als auf eine
maschinelle Entfernung des Aufsatz-
sockels. All diese Änderungen wurden
ganz bewusst vorgenommen, um jede
Möglichkeit zu verhindern, eine Patro-
ne laden zu können.
In den Lauf wurde ein Eisenstab ein-
gesetzt, dessen Durchmesser gegen-
über dem Kaliber etwas vermindert
worden war. Dadurch ist es möglich,
den Stab, der 100 mm aus der Mündung
des Werndl-Gewehres herausragt, im
Lauf auf- und abzubewegen. An seinem
vorderen Ende ist er mit einer Eisenku-
gel versehen, die einst mit einem Gum-
miballen überzogen war.
Wirkt man auf die Kugel des Sta-
bes Widerstand aus, so schiebt sich
der Stab in den Lauf hinein, bis die
Es ist eine alte militärische Tradition, Soldaten im Bajonettfechten auszubilden. Dies geschah in den
meisten Fällen mit eigens dafür erzeugten, einfachen Holzschäften, aber auch mit unbrauchbar gewor-
denen Infanteriegewehren, die zu einem Fechtgewehr umgerüstet wurden.
Fechtstoßen
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 JOSCHI SCHUY
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Gesamtansicht des Infanterie- und Jä-
gergewehrs M. 1873/77, geändert als
Fechtgewehr gemäß Erlass vom 30. Sep-
tember 1913, Abteilung 7, Nummer 7628.
Keine Patrone sollte
mehr geladen
werden können
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Ordonnanzwaffen
Übungsgewehre zumBajonettfechten
Das Magazin für Waffenbesitzer
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