Französische Offizierspistole M 1833
Dekowaffen
S
B.F.:
Darf man Dekowaffen, die zum Beispiel
von den Firmen Transarms oder Niedermeyer
umgebaut und mit Abnahmestempel – Raute –
gekennzeichnet sind, aufhängen? Darf man ei-
nen G3-Teilesatz mit Raute oder umgebaut auf
Deko zusammenbauen und aufhängen? Oder
müssen die Teile in den Stahlschrank?
T
DWJ-Dr. H. Sch.:
Die Aufbewahrung von
Dekorationswaffen, die ordnungsgemäß umge-
baut worden sind und einen Abnahmestempel
tragen, ist durch das Waffengesetz nicht ge-
sondert geregelt, weil diese Stücke nicht mehr
Gegenstand einer waffenrechtlichen Rege-
lung sind. Sie fallen aus der Erfassung des
Waffengesetzes heraus, da es sich nicht um
funktionsfähige Schusswaffen handelt. Sie
müssen also nicht gesondert verschlossen auf-
bewahrt werden.
Der Dekoteilesatz eines G3 darf zusammenge-
baut und aufgehängt werden, denn die frühe-
re Regelung des § 37 WaffG, die seit 2003 nicht
mehr gilt, ist nicht mehr einschlägig. Dies frühe-
re Vorschrift sah ein Verbot des Zusammenbaus
vor, weil damit der Eindruck einer Kriegswaffe
hervorgerufen werden konnte. Zu beachten ist
in diesem Zusammenhang jedoch § 42a WaffG.
Diese Vorschrift regelt das Verbot des Führens
von Anscheinswaffen. Diese bedeutete, dass
Waffen, die nicht funktionsfähig sind, aber
aussehen wie funktionsfähige Kriegsschuss-
waffen, nur im befriedeten Besitztum aufbe-
wahrt werden dürfen (Wohnung/Haus). Der
Transport einer solchen Waffe muss immer in
einem verschlossenen Behältnis erfolgen. Eine
Ausnahme gilt nur dann, wenn ein berechtig-
tes Interesse vorliegt, also Berufsausübung,
Brauchtumspflege, Sport oder ein anderer an-
erkannter Zweck.
S
M.E.:
Ich bitte um Hilfe bei der Identifizie-
rung einer Perkussionspistole. Beschreibung:
Gesamtlänge 365 mm, Gewicht 943 g, 200 mm
langer achtkantiger Damastlauf (Mündung bis
Schwanzschraube), Kaliber 17,3 mm, feine Züge,
V-Visier mit Dachkorn aus Messing. Unter der
abschraubbaren Fangriemenöse befindet sich
der Knebel zum Ladestock.
Beschriftung auf der Schlossplatte: „Manuf. ... R1,
de Chatellerault, E. Sers“. Zeichen am Laufende:
1846, MR, *D*, *L*; auf der linken Griffseite, D auf
dem Abzugsblech vorne.
Meine Fragen: Wer war der Hersteller? Verwen-
dungszweck? Ist das Baujahr 1846? Bedeutung der
Marken und Zeichen?
T
DWJ-U.L.:
Bei der abgebildeten Pistole han-
delt es sich umdie französische Offizierspistole
M 1833, 2. Modell, gefertigt in der Königlichen
Manufaktur von Châtellerault (Manufacture Ro-
yale de Châtellerault) im Jahr 1846. Der Stem-
pel „MR“ am Lauf rechts steht für Manufacture
Royale, Der Stempel „D“ im Rhombus für den
Kontrolleur Deschaseaux, welcher seit 1834
in Châtellerault tätig war. Der Stempel „L“ im
Rhombus steht für den Kontrolleur François
Lelong, in der Manufaktur ebenfalls tätig als
Kontrolleur bis 1855.
Bei dieser Pistole handelt es sich um die ers-
te überhaupt in einer Armee eingeführte Pis-
tole mit Perkussionszündung, was Frankreich
waffentechnisch an die Weltspitze brachte.
Der Name „E. Sers“ auf dem Schlossblech der
Pistole unterhalb der Herstellersignatur ist na-
türlich der Name des Besitzers der Waffe. Wo
oder in welchem Regiment der Herr Offizier ge-
dient hat, ist jedoch mangels Dokumentation
nicht feststellbar.
S
Unsere Abonnenten können pro
Jahr eine kostenfreie Experten-
Anfrage (bis zu zwei Waffen) stel-
len. Weitere Anfragen sind kos-
tenpflichtig. Bei Nichtabonnenten
berechnen wir einen Betrag von
20,– Euro gegen Vorauskasse. Soll-
te wider Erwarten keine Beantwor-
tung möglich sein, erstatten wir
diesen Betrag zurück. Selbstver-
ständlich sind einfache Auskünfte
weiterhin kostenfrei. Nutzen Sie
hierfür unsere Hotline Dienstag
und Donnerstag Nachmittag 14
bis 16 Uhr (Tel. 07953 9787-100).
Unsere Mitarbeiter stehen Ihnen
während dieser Zeit gerne zur Ver-
fügung.
Haubajonett M/1854 zum Jägerstutzen
S
K.D.:
Ich bitte um Hilfe bei der Identifizie-
rung eines Bajonettes, über das ich in meinen
Unterlagen nichts finden und somit nicht ein-
ordnen kann. Die Klingenlänge beträgt 585 mm,
der Durchmesser der Aufpflanzhülse 26 mm.
Die Rückenklinge besitzt einen beidseitigen
Hohlschliff mit einer Länge von 380 mm, der
Rücken hat eine Breite von 6 mm. Die Klinge ist
einseitig geschliffen und 28 mm breit. Rechts
auf dem Bajonettarm befindet sich die Zahl
2203, darunter die Buchstaben LV. Auf der Klin-
ge ist – ebenfalls auf der rechten Seite – die
Zahl 3771 gestempelt.
Meine Fragen: Wie lautet die korrekte Bezeich-
nung? Zu welchem Waffenmodell gehörte das
Bajonett? Bedeutung der Marken und Zeichen? In
welchem Land wurde das Bajonett geführt und
bei welcher Einheit?
T
DWJ-S.T.:
Bei dem Bajonett handelt es
sich um ein Haubajonett M/1854 für den
österreichischen Jägerstutzen System Lorenz
M/1854. Der Lauf des Gewehrs war bis zum vor-
deren Schaftring achtkantig ausgeführt und
– gemessen von der Mündung rückwärts – auf
circa 11 cm rund abgedreht. Dies war zur Bajo-
nettaufnahme nötig. Des Weiteren wurden die-
se langen und somit schweren Haubajonette
durch zwei Bajonetthaften fixiert: zum einen
durch das Korn auf der Laufoberseite und zum
anderen durch eine weitere Haft an der rechten
Laufseite der Waffe.
Zum österreichischen Haubajonett Modell 1854
gehörte eine eisenbeschlagene Lederscheide
mit einem hölzernen Kern, welche bei dem von
Ihnen beschriebenen Stück wohl nicht mehr
vorhanden ist.
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