Während man bei Fabrikmunition
letztlich ein, zwei Handvoll verschie-
dener Patronen ausprobieren muss, bis
man die „passende“ Laborierung ge-
funden hat, ergibt sich bei der Eigen-
fertigung eine Vielzahl von Möglich-
keiten: Geschosse, Treibladungsmittel
(TLM) und Zündhütchen gibt es in gro-
ßer Vielfalt, die Pulvermenge kann (in
Grenzen) variiert werden.
Schließlich lassen sich diese Kombi-
nationsmöglichkeiten noch durch den
Einsatz selbst gegossener Geschosse
toppen, die in unterschiedlicher Form,
unter Einsatz verschiedener Legierun-
gen, Fetten und Kalibrierungen ver-
wendet werden können – insgesamt
also eine Sisyphos-Arbeit in unüber-
schaubarer Ausprägung.
Auf der anderen Seite kann aber auch
der Weg das Ziel sein: Das Ausprobieren
verschiedener Laborierungen, das Ein-
grenzen der Einflussfaktoren auf die
wesentlichen Größen, die Erfassung
der relevanten Messdaten und deren
Auswertung – dies alles kann allein
für sich eine befriedigende Freizeitbe-
schäftigung darstellen.
Am Beispiel der Laborierung von
Patronen im Kaliber .45 ACP soll dar-
gestellt werden, wie man sich diesem
Thema nähern kann.
Versuchsplanung.
Es geht somit darum,
herauszufinden, mit welchen Kompo-
nenten man eine Laborierung der .45
ACP mit möglichst geringem Streukreis
herstellen kann. Im Zusammenhang
mit der DSB-Disziplin 2.59 ist klar, dass
der vorgegebene Mindestimpuls von
300 eingehalten werden muss. Hierbei
ist zur Sicherheit Reserve einzuplanen,
weil letztlich ja jeder Einzelwert der in
die Berechnung eingehenden v
0
diese
Bedingung erfüllen muss. Diese Werte
variieren aber mehr oder weniger um
ihren Mittelwert. Vorgabe war, dass je-
der Einzelwert den Grenzwert erreicht.
So eine Versuchsreihe macht nur
Sinn, wenn reproduzierbare Bedin-
gungen vorliegen. Eine Vorausset-
zung hierfür ist, dass der menschliche
Einfluss bei der Schussabgabe elimi-
niert wird. Das setzt den Einsatz einer
Schießmaschine zwingend voraus, im
vorliegenden Fall wurde
eine „Ransom Rest“ ein-
gesetzt.
Schwerpunkt-
mäßig haben wir für den
Test selbst gegossene
Bleigeschosse verwendet.
In einem ersten Teil des Versuchs-
programms hat der Autor einen
3×3×3-Faktorenplan umgesetzt: Es
wurden dreimal drei Variablen jeweils
miteinander kombiniert – drei Ge-
schosstypen, drei Bleilegierungen und
drei Treibladungsmittel.
Zur Geschossherstellung wurden
drei verschiedene Kokillen verwendet:
zwei Semi-Wadcutter als Vertreter des
klassischen Scheibengeschosses, beide
mit einem Nominalgewicht von 200 gr:
Lyman 452460, ein SWC mit kurzem
Kopf und zwei Fettrillen sowie RCBS
45-201-SWC, ein an das klassische H&G
#68 erinnerndes SWC-Geschoss mit
langem Kopf und einer Fettrille.
Schließlich wurde als Pendant zum
„Standard-Hardball“ die RCBS-Ko-
kille 45-230-RN eingesetzt, welche
ein Rundkopfgeschoss mit einer Fett
rille und einem Nominalgewicht von
230 gr erzeugt.
Geschossherstellung.
Gegossen haben
wir diese Geschosse mit Linotype (Bri-
nell-Härte etwa 22), einer Legierung #9
mit rund 5 % Antimon, 2 % Zinn, einem
Rest Blei (Brinell-Härte etwa 16) und ei-
ner Legierung „V+“ (Gemisch aus einem
Kurz- und Langwaffenkugelfang mit
0,5 % Zinnzusatz, Brinell-Härte etwa
12). Gegossen wurde mit einer Gießkelle
aus einem elektrisch beheizten, elek
tronisch geregelten Schmelzofen LEE
Pro 4-20. Bereits während
des Gießens wurden Ge-
schosse mit erkennbaren
Defekten (Falten, Lunker,
unzulänglich scharf aus-
gebildeter Boden) aus-
sortiert und wieder eingeschmolzen.
Anschließend haben wir alle Geschosse
nochmals optisch überprüft und gewo-
gen. Für die vorliegenden Tests wurden
Gruppen gebildet, bei denen die Ge-
schosse nicht mehr als ± 0,2 gr vonei-
nander abweichen. Als Fett kam stan-
dardmäßig die „NRA-Mischung“ aus
50 % Alox 2138F und 50 % Bienenwachs
zum Einsatz, die Kalibrierung erfolgte
mit einer Matrize .452.
Als Treibladungsmittel verwendeten
wir drei relativ offensive Pulver: Alliant
Bullseye als „klassisches“ .45er-Pulver
für Scheibenladungen, Vihtavuori N310
als Vertreter der wohl am häufigsten
in Deutschland verwendeten Treibla-
dungsmittel und Lovex D032 als Ku-
gelpulver mit dem großen Vorteil der
leichten Dosierbarkeit.
Wenn man den Schießsport einigermaßen ernsthaft betreiben will, sollte man es nicht am Trainingseifer
mangeln lassen. Intensive Trainingseinheiten kosten jedoch einiges an Munition. Um das Wiederladen
kommt der Schütze nicht herum. Optimale Laborierungen zu finden, steht dabei im Vordergrund.
Übung macht
den Meister
5
DR. KARSTEN LEMPFER
Im Versuch jeweils
drei Variablen
kombiniert
101
08/2016
Wiederladen
Ladungsoptimierung .45 ACP
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KOSTENLOSES
PREVIEW
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