DWJ 2016-08 - page 107

DWJ-Fazit
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Um eine für die spezielle Waffe opti-
male Laborierung zu erarbeiten, ist
planvolles Vorgehen sinnvoll. Am Bei-
spiel der .45 ACP und selbst gegosse-
nen Bleigeschossen wird gezeigt, wie
mithilfe eines Versuchsplanes (drei
Geschosstypen, drei Legierungen und
drei Treibladungsmittel) eine erste
Vorauswahl getroffen werden kann.
Die weitere Optimierung wie die An-
passung der Ladung, verschiedene
Zündhütchen, Änderung der Setztiefe,
Verwendung eines anderen Geschoss-
fetts und einer anderen Kalibrierung
führten zu einer weiteren – geringen
– Verkleinerung der Streukreise. Ein
nachträglich getesteter Geschosstyp
brachte ähnliche Ergebnisse.
hier kein ernsthafter Bleiansatz im
Lauf zu vermelden war.
Als Ergebnis des ganzen Aufwandes
mit mehr als 1700 Schuss hat der Autor
eine Laborierung gefunden, die imRah-
men der gewählten Komponenten, La-
dungen und Patronenabmessungen am
besten abschnitt. Das gilt natürlich nur
für die hier verwendete Waffe. Das Er-
gebnis ist insgesamt et-
was unbefriedigend: Das
berühmte „Loch in Loch“
sieht anders aus. Dass
es besser gehen könn-
te, zeigte eine „Uralt-
Ladung“ aus dem Jahr 1995 mit 4,7 gr
Bullseye hinter einem 185-gr-Hornady-
SWC-FMC, die eine 25-Schuss-Gruppe
von 36 mm ergab. Allerdings wurde da-
bei der MIP deutlich unterschritten. Für
Wettbewerbe kommt diese Laborierung
also nicht in Frage. Auffällig war, dass
bei den selbst gegossenen Geschossen
viele gute Kerngruppen durch Ausrei-
ßer im Bereich um die 50 mm landeten.
Ursachenforschung.
Unterschiedliche
Geschwindigkeiten sind nicht die Ursa-
che großer Streukreise oder von „Aus-
reißern“. Das konnte eindeutig durch
die Scheibenbeobachtung bestätigt
werden. Extrem hohe oder niedrige Ge-
schwindigkeit führt also nicht zwangs-
läufig zu einem außerhalb der Rest-
gruppe liegenden Einschlag. Häufig
lagen die Treffer von zwei Schüssen mit
den extremen Geschwindigkeiten einer
Serie fast deckungsgleich zusammen.
Dass die Geschwindigkeitsunterschie-
de keinen Einfluss auf die Trefferlage
haben, lässt sich auch am Vergleich der
Variationskoeffizienten der einzelnen
Fünf-Schuss-Gruppen im Vergleich
zum Streukreis festmachen: Wenn es
einen Zusammenhang zwischen Ge-
schwindigkeit und Trefferlage geben
würde, sollten große Variationskoeffi-
zienten der Geschwindigkeit zu großen
Streukreisen führen und umgekehrt.
Das ist aber eindeutig nicht der Fall.
Was bewirkt dann Ausreißer und
wilde Gruppen? Wie ist es zu erklären,
dass beispielsweise das Rundkopfge-
schoss eine Fünfer-Gruppe mit 20 mm
Streu­kreis erzeugt, um dann mit der
nächsten Gruppe traurige 52 mm zu
erbringen? Die Geschosse wurden aus-
gewogen, also dürften Lunker oder
Schlackeneinschlüsse kaum eine Rolle
spielen. Im Übrigen war eigentlich an-
genommen worden, dass sich entspre-
chende Gießfehler mit zunehmender
Masse weniger stark auswirken (als
zum Beispiel bei einem .22 Hornet
Bleigeschoss mit 45 gr). Eine Antwort
auf diese Frage kann nicht gegeben
werden, allerdings gab es
Hinweise, dass es wich-
tig ist, die Geschosse un-
verkantet zu setzen. In
einzelnen Fällen wurde
festgestellt, dass der Wi-
derstand beim Geschosssetzen größer
war und auch trotz Antrichterung ein
wenig Blei abgeschabt wurde. Diese
Patronen wurden gekennzeichnet. In
einigen wenigen Fällen gab es dann
mit einer solchen Patrone einen deut-
lichen Ausreißer.
Abweichler.
Bei einer Laborierung (4,8
Lovex D032/452460 Lino) war der ers-
te Schuss einer Fünfer-Gruppe jeweils
deutlich tief. Der Streukreisdurch-
messer der 25er-Gruppe betrug 57 mm,
ohne die ersten Schüsse ergab sich ein
20er-Streukreis von 38 mm. Das lässt
aber den Schluss zu, dass doch, wie in
der Literatur beschrieben, Toleranzen
zwischen Lauf, Schlitten und Rahmen,
seien sie noch so klein, das Trefferbild
beeinflussen. Das wird aus der Schieß-
maschine besonders deutlich. Außer-
dem ist die Dynamik der Patronenzu-
führung bei Folgeschüssen eine andere,
als wenn die erste Patrone aus der of-
fenen Verschlussposition in den Lauf
repetiert wird. Warum dies bei ande-
ren Laborierungen nicht auftrat, bleibt
wiederum verborgen.
Auffällig bei dieser Erprobung war,
dass sehr viele Ergebnisse – das Rund-
kopfgeschoss einmal ausgenommen –
relativ eng beieinanderliegen. Extrem
enge Gruppen fehlen ebenso wie abso-
lute Ausreißer nach oben – von verein-
zelten Gruppen im Bereich um 70 mm
einmal abgesehen. Vorherrschend sind
25er-Gruppen im Bereich von 50 bis
60 mm – die letztlich dann auch noch
ein „Full House“ auf der DSB-Scheibe
bedeuten. So ganz viel falsch machen
kann man offensichtlich mit der .45 ACP
nicht. Aber ein richtiges Erfolgserlebnis,
durch das Wiederladen mit den Selbst-
gegossenen permanent die Innenzehn zu
perforieren, stellte sich leider nicht ein.
Zur Einordnung der Ergebnisse wur-
den Vergleichsuntersuchungen aus der
Ransom Rest im DWJ der letzten Jahre
herangezogen. Da gibt es Zehn-Schuss-
Gruppen von 31 bis 79 mm. Unterstellt
man als Mittelwert 55 mm, so liegen die
eigenen Ergebnisse in derselben Grö-
ßenordnung – allerdings für 25-Schuss-
Gruppen. Wenn man berücksichtigt,
dass aus statistischen Gründen eine
25er-Gruppe etwa 22 % größer ist als
eine 10er, dann sind die hier dargestell-
ten Ergebnisse doch ganz versöhnlich.
5
Für jede Waffe
eine optimierte
Ladung
q 
Die Lee-Kokille TL452-200-SWC ließ lan-
ge auf sich warten. Dieser Geschosstyp
weist „Minirillen“ auf.
w 
Die im Test verwendeten Treibladungs-
mittel. Von links: Lovex D032, Alliant
Bullseye und Vihtavuori N310.
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wissen
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