DWJ 2016-08 - page 21

Die Gebrauchswaffen des Wilden Westens wurden in den letzten Jahrzehnten zu Sportwaffen. Es gibt
eine kaummehr überschaubare Anzahl an Wettbewerben bei den verschiedenen Schießsportverbänden.
Die Munitionsversorgung für die Oldtimer erfolgt überwiegend durch Eigenproduktion.
Die Cowboys
rüst n auf
X
 HANS J. HEIGEL
IMR Trail Boss
ist der Liebling
der Cowboys
Wettbewerbe für Waffen, die in der
Ära des Wilden Westens zum Ein-
satz kamen, gibt es bei mehreren
Schießsportverbänden. In Deutschland
hat das Westernschießen nach dem
Vorbild des Cowboy Action Shooting
unter den anerkannten Verbänden
seine Heimat im Bund Deutscher
Sportschützen 1975 e. V. (BDS) gefun-
den. Damit wird insbesondere das dy-
namische Schießen gepflegt. Es gibt
aber auch statisch geschossene Wett-
bewerbe für Westernwaffen. Man den-
ke hier beispielsweise an die Unterhe-
beldisziplinen des DSB.
So unterschiedlich wie die Abläufe
der Wettbewerbe sind, sind auch die
Vorschriften für die einzusetzende Mu-
nition. So sind beim Westernschießen
des BDS durchweg Bleigeschosse vor-
geschrieben. Andere Verbände ha-
ben dagegen Mindestfaktoren für die
ballistische Leistung der verwende-
ten Patronen eingeführt. Auch die
Schussdistanzen sind recht unter-
schiedlich, was wiederum Einfluss auf
die Anforderungen an die Munition hat.
An dieser Stelle befassen wir uns aus-
schließlich mit Zentralfeuerpatronen
für Revolver und Büchse. Ferner be-
schränken wir uns auf Laborierungen
mit NC-Treibladungspulvern. Den mit
Schwarzpulver versorgten Patronen
gebührt ein eigenständiger Beitrag. Die
Besonderheiten würden den Rahmen
dieses Beitrags sprengen.
In den durch die Westernwett-
bewerbe abgedeckten Zeitraum von
etwa 1870 bis 1920 fällt die Umstel-
lung von Schwarzpulver auf rauch-
schwache Nitropulver als Treibla-
dung. Die noch im 19. Jahrhundert als
Schwarzpulverpatronen entstandenen
Kaliber wurden zu Beginn des 20. Jahr-
hunderts durchweg auf moderne Nitro-
Treibladung umgestellt. Ihre Geburt als
Schwarzpulverpatronen bereitet den
Wiederladern jedoch bis heute einige
Probleme, die zwar lösbar sind, aber er-
höhte Aufmerksamkeit erfordern.
Zum einen haben diese Patronen,
wie beispielsweise .45 Colt, .45-70
Government, .44–40Winchester, .38–40
Winchester und .38–55 Winchester,
aufgrund der ursprünglich dafür ein-
gerichteten Waffen sowie
der Schwarzpulver-Treib-
ladung
aus
heutiger
Sicht relativ niedrige
Gasdrücke. Zum anderen
weisen diese Patronen
recht große Hülsenvolumen auf, wie sie
zum Unterbringen der Schwarzpulver-
Ladung unabdingbar waren.
Umstellungsprobleme.
Damit sind
wir beim Problemkreis der Ladedichte
angekommen.
Mit
den
üblichen
modernen Nitro-Treibladungspulvern
ergeben sich teilweise sehr geringe
Ladedichten, wenn man sich an den
Originalleistungsdaten orientiert und
zum anderen die niedrig festgelegten
Maximalgasdrücke einhalten muss.
Dazu kommt, dass die Sportschützen
selbst diese aus heutiger Sicht recht
bescheidenen ballistischen Leistungen
zur Rückstoßreduzierung nochmals
nach unten korrigieren wollen. Auch
das Hitzeflimmern des Laufs will man
durch möglichst niedrige ballistische
Leistung der Patronen reduzieren. Tat-
sache ist jedoch, dass zu geringe Lade-
dichten zum einen zu meist ungleich-
mäßiger Leistung führen und zum
anderen im Extremfall, insbesondere
in Verbindung mit langsam brennen-
den Pulversorten, irreguläre Gasdruck-
entwicklungen bis hin zu Waffenspren-
gungen verursachen können.
Hilfe bringen Spezialpulver.
Durch
den weltweiten Boom des Western-
schießens sahen sich die Hersteller
von NC-Pulvern veranlasst, diesen zu-
vor dargestellten Wünschen Rechnung
zu tragen. Man suchte nach NC-Pul-
vern, die bei niedrigen
Gasdrücken gleichmäßig
und vollständig abbren-
nen sowie eine mög-
lichst hohe Ladedichte
durch ihre voluminöse
Form ergeben. Mit der geringen bal-
listischen Leistung geht natürlich eine
Rückstoßreduzierung einher, wie sie die
Sportschützen wünschen. Diese Spezi-
alpulver eignen sich besonders für die
beim Cowboy-Action-Schießen ver-
wendeten Patronenmit Bleigeschossen.
Binnen weniger Jahre wurde IMR
Trail Boss unter diesen NC-Treib-
ladungspulvern der Favorit vieler
Wiederlader. Leider besteht seit einigen
Monaten wegen der US-Marktsitua­
tion hierzulande ein Lieferengpass,
der hoffentlich bald überwunden wer-
den kann. Weniger verbreitet als IMR
Trail Boss ist das finnische Tin Star
N32C von Vihtavuori. Ursächlich für
diese Situation ist das Vorhandensein
von geprüften Ladedaten. Hier hat
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08/2016
Westernschießen
Wiederladen der typischen Patronen
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