DWJ 2016-08 - page 19

Musikalische
 Kriegsführung
Nein, der Juni war kein guter
Monat für Verteidigungs-
ministerin Ursula von der
Leyen. Gleich zu Monats-
beginn hat Truppen-Uschi
eine herbe Niederlage vor
dem Landgericht Koblenz
einstecken müssen. Dort
sagte ihr ein Richter, dass
sie Heckler & Koch keinerlei
Vorwürfe wegen der fest-
gestellten Präzisionsmän-
gel des G36 bei längeren
Schusswechseln oder stark
schwankenden Außentem-
peraturen machen könne.
Vielmehr hätte sie die Tech-
nischen Lieferbedingungen
für das Gewehr anpassen
sollen und auf ein entspre-
chendes Angebot aus Oberndorf eingehen
müssen. Der Ministerin warf er sogar vor, ihre
Soldaten wissentlich zu gefährden.
Dann kündigt Super-GAUck an, dass er sich
und den Deutschen keine zweite Amtszeit
zumuten will. Prompt steht Truppen-Uschi
schon wieder auf der Liste der möglichen
Nachfolger für den Ossi-Pastoren. Dabei hät-
te sie doch lieber Zonen-Pastorentochter
Merkel bei der nächsten Bundestagswahl als
Kanzlerin beerbt. Naja, so gesehen: Nachdem
die EU vielleicht nach dem BREXIT sowieso
bald auseinanderfliegt, ist Schloss Bellevue
vielleicht doch ein langlebigerer Gnadenhof
für politische Allzweckwaffen als Brüssel.
Und als ob das nicht genug wäre, kommt
noch die „Deutsche Friedensgesellschaft“
(DFG) um die Ecke. Die hatte am „Tag der Bun-
deswehr“ in einer Kaserne in Stetten (Baden-
Württemberg) gefilmt, wie Kinder unter Auf-
sicht ihrer Eltern und Soldaten Waffen in die
Hand nehmen durften. Und prangerte das
natürlich an, wie es sich für ein linksradika-
les Völkchen eben so gehört, und jammer-
ten ihren Unmut auch noch in die Mikrofo-
ne willfähriger Reporter großer Tages- und
Wochenmedien. Das war zuviel: Prompt ließ
Truppen-Uschi verlauten, das alles sei ein be-
dauerlicher Fehler gewesen. Auf künftigen Ta-
gen der Bundeswehr dürfen keine Handwaf-
fen zum Anfassen mehr präsentiert werden.
Wohl gemerkt: Die DFG
hatte im Jahr 2010 verlau-
ten lassen: „Um den Sol-
datentod noch ein wenig
süßer zu machen als er
ohnehin schon sein soll,
werden wir künftig jedes
Mal, wenn einer von Ihnen
‚fällt‘, eine Runde Scham-
pus schmeißen. Aus lauter
Freude, direkt an Ihrem ‚Eh-
renmal‘.“ Vor sowas knickt
unsere schönste Fön-Fri-
sur im Bundestag also ein.
So darf Sohnemann nicht
mehr das Arbeitsgerät in
die Hand nehmen, mit dem
Papa Deutschland am Hin-
dukusch oder in Mali ver-
teidigen soll und im übels-
ten Fall sein Leben dort lässt. Bravo!
Vielleicht kann Truppen-Uschi bei den Sol-
daten wieder etwas wett machen, wenn sie
eine der raren Scheiben der „Albrecht Fami-
lie“ (wohl eine Inspiration für die Kellys) an
die Front schickt. Mit Papa Ernst Albrecht,
einst Ministerpräsident von Niedersachsen,
Mama und den sechs Geschwistern hatte sie
1977 das Volkslied „Wohlauf In Gottes Schö-
ne Welt” aufgenommen. Wenn das mal kein
aufmunternder Schlachtruf im Kampf gegen
den IS ist? Musik setzten Verhörexperten der
US-Streitkräfte als Folter übrigens im Gefan-
genenlager Guantanamo ein. Wäre doch also
auch für unsere Jungs ein probates Mittel.
Das haut den stärksten Mullah um. Auch die
hitverdächtige B-Seite „Alle Birken grünen in
Moor und Heid'“ lässt schon Truppen-Uschis
Faible für den Tarnanzug erkennen.
Wer auf YouTube noch etwas stöbert, fin-
det sicher schnell das NDR-Video mit dem
Familienchor aus dem Hause Albrecht, das
einen Jagdkanon (sic!) zum Besten gibt. Mut-
ter Adele verrät in dem Ausschnitt dann noch,
dass die älteste Tochter „das Röschen“ ist.
Wer sich diese Bilder anschaut und die Musik
anhört, dem stellt sich die Frage, was einen
verstörenderen Eindruck auf Kinder macht:
Am „Tag der Bundeswehr“ mal eine Waffe an-
fassen? Oder das trällernde Röschen?
o
o
 TIMO LECHNER M.A.
Truppen-Uschi muss sich
neue Wege überlegen
08/2016
DWJ
-Glosse
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