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von Nataly Kemmelmeier

Nachruf Herbert Werle

Büchsenmachermeister Herbert Werle, der getrost als Experte für die P08 bezeichnet werden kann, ist kürzlich verstorben.

Herbert Werle, der Büchsenmachermeister aus Dudenhofen in der Pfalz, war 17 Jahre als Inspector Quality Control Armament sowie Chief Small Arms Repair Branch in der U.S. Army tätig. 1983 eröffnete er seine Werkstatt und das Ladengeschäft in der Pfalz. Werles Arbeiten erschöpften sich nicht nur in Standardprodukten und klassischen Büchsen-macherdiensteistungen, getreu seinen Ambitionen wagte er sich auf das Feld der P-08–Modifikationen mit längeren Läufen, mit anderen Waffen.

Werle war der Erste der mittels einem eigens dafür entwickelten Rückstoßverstärker das Verschießen von 9-mm-Luger-Patronen mit Standardlaborierung aus bis zu 600 mm langen Läufen realisierte. Über eine geschickt platzierte Laufanbohrung erhielt der Rückstoßverstärker seinen indirekten Gasantrieb - ohne dies keine Waffenfunktion.

Herbert Werle dachte praktisch: Der Rückstoßverstärker besteht aus Bestandteilen des US-Selbstladegewehres M1-Carbine, den Kurzhubgaskolben. Eine Erfindung von David Williams, auch als „Carbine-Williams“ bekannt, die von Werle sehr geschickt genutzt wurde. Man kann also durchaus sagen: Es handelt sich um einen klassischen P-08-Verschluss mit Gasdruckunterstützung.

Wo er nur konnte half Werle freundlich und kompetent bei Problemen mit Ersatzteilen und Tuning. Wer Herbert Werle persönlich kannte oder ihn sogar als Freund erleben durfte, wird diesen friedliebenden, sehr belesenen und zielstrebigen Mann beeindruckt in Erinnerung behalten. Er war national, sowie international eine bekannte und gesuchte Adresse. Sein Rat war immer wieder gefragt und die Fachwelt, auch das DWJ, schaute mit Erstaunen und Bewunderung nach Dudenhofen.

 

Text: Peter Dannecker

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