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Armatix ist insolvent und hat sich von Ernst Mauch getrennt

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Der Hersteller elektromechanischer Waffenblockiersysteme Armatix (siehe Bild: Waffensicherung „Quicklock“) meldet eine „Sanierung in Eigenverwaltung“ an. Zumindest tut das die Kanzlei Schultze & Braun, die sich in einer Pressemitteilung vom 21. Mai als Insolvenzverwalter von Armatix vorstellt. Denn diese Sanierung ist eine besondere Form der Insolvenz.


Per definitionem stellt die Eigenverwaltung zusammen mit dem Insolvenzplan ein wichtiges Instrument zur Sanierung und Restrukturierung eines insolventen Unternehmens dar. Das schuldnerische Unternehmen kann in der Position der Eigenverwaltung weiterhin die Insolvenzmasse selbst verwalten, es unterliegt lediglich der Aufsicht des Sachwalters.

Eng verbunden mit dem Namen Armatix ist der von Ernst Mauch. Er selbst stilisierte sich gerne als vom Saulus zum Paulus gewandelter Waffeningenieur und wurde dabei auch gerne von größeren Medienhäusern unterstützt. Für manche Vertreter der Waffenbranche dagegen gilt er als Nestbeschmutzer.

Der Schwabe war über 30 Jahre bei Heckler & Koch (HK) in Lohn und Brot, hat in Oberndorf Projekte wie das G36 technisch mit verantwortet und war zuletzt sogar einer der Geschäftsführer. Nach dem Bruch mit HK stieg er bei Armatix ein, einem Hersteller sogenannter „intelligenter Waffensicherungen“, der in der Branche äußerst kritisch diskutiert wurde und wird. Pistolen, die nur mithilfe einer korrespondierenden Armbanduhr abgefeuert werden können - das ist nicht nur ein Fall für James Bond, sondern in Gestalt der von Mauch mit gestalteten iP1 Realität. Vor allem US-Medien berichteten immer wieder über Versuche des Unternehmens, über dem großen Teich Lobby-Arbeit für solche Systeme zu betreiben. Und auch im Herkunftsland wollen die Unterföhringer natürlich ihre Artikel verkaufen. Allen voran ihre „Smart Gun“.

Vor wenigen Wochen erhielt das DWJ Post. Absender anonym, der Inhalt brisant: ein Hausverbot der Armatix-Geschäftsführung vom 20. April, gerichtet an Ernst Mauch, der jüngst noch am 5. April von der „Zeit“ als aufrechter Kämpfer für sicherere Waffen und seine Firma gefeiert wurde.

Der „Washington Post“ wollte Mauch die näheren Hintergründe seines Rauswurfs nicht beleuchten, deutete jedoch Meinungsverschiedenheiten an und erklärte, dass er ein Mann sei, der keine Kompromisse mache und mit einem „ehrlichen Rückgrat“ durch das Leben gehen wolle.

Hausverbot ist jedenfalls eine Hausnummer. Da dürfte ein bisschen mehr vorgefallen sein als lediglich Meinungsverschiedenheiten zu Geschäftsgebaren. Gerüchten zufolge sollen Unterschlagungen eine Rolle gespielt haben. Könnte da etwas dran sein? Oder ist der Ingenieur der Firma Armatix einfach zu teuer geworden? Das US-Blatt berichtet von sicheren Quellen, die Armatix einen bislang auf 14 Millionen Euro gestiegenen Verlust attestieren.

Auf Nachfrage wollte man dem DWJ zur Echtheit des Hausverbots-Schreibens bei Armatix keine Auskunft geben. Da es jedoch bereits im Internet herumgeistert und unseren Recherchen zufolge auch andere Stellen erreichte, gehen wir von der Echtheit aus. Außerdem lag der anonymen Post eine Kopie einer Hausmitteilung bei, in der die Mitarbeiter vom Haus- und Gebäudeverbot Ernst Mauchs unterrichtet werden. Sämtliche Zutrittstransponder seien ab sofort deaktiviert.

Die Kommunikation für Armatix haben mittlerweile andere übernommen: die Kanzlei Schultze & Braun. Bei besagter „Sanierung im Eigenverwaltungsverfahren“ bleibe die amtierende Geschäftsleitung „vollumfänglich handlungsbefugt, um selbst das Unternehmen nachhaltig zu sanieren und für die Zukunft neu aufzustellen.“ In der Vergangenheit seien erhebliche Mittel in die Produktentwicklung investiert worden, sodass Armatix technologisch zu den weltweit führenden Anbietern von Waffensicherungssystemen gehöre. Der Umsatz des Unternehmens habe jedoch nicht in dem erwarteten und erforderlichen Maße gesteigert werden können. „Wir wollen mit dem Verfahren die Weichen dafür stellen, dass Armatix schon im kommenden Jahr die schwarze Null erreichen und anschließend nachhaltig in der Gewinnzone bleiben kann“, gebe sich die Geschäftsführung als Ziel vor. Allerdings wohl ohne Ernst Mauch.

Das DWJ fragte bei der Kanzlei nach näheren Informationen. Wie Pressesprecher Ingo Schorlemmer erklärt, seien die Verluste der Firma in der Vergangenheit jeweils durch die Gesellschafter ausgeglichen worden. Eine Insolvenzverschleppung liege daher nicht vor.

Das Sanierungsverfahren sei nicht das Ende von Armatix, sondern solle einen Neustart ermöglichen. Der Geschäftsbetrieb laufe vollumfänglich weiter.

Die konkreten Schritte, mit denen Armatix bis Ende des Jahres in die schwarzen Zahlen gelangen möchte, sind Teil eines Sanierungsplans, der derzeit ausgearbeitet und mit allen Beteiligten abgestimmt wird. Man erbittet sich Verständnis, dass man sich zu Details dieses Plans derzeit nicht äußere.

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