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von Standardredakteur

Schusswaffen in der Kriminologie

2004 untersuchte die "National Academy of Sciences" 253 Zeitschriftenartikel, 99 Bücher, 43 Regierungspublikationen und einige Studien über Schusswaffen. Die Akademie konnte keine waffenrechtliche Maßnahme erkennen, die Gewaltverbrechen, Selbstmord oder Unfälle mit Schusswaffen reduziert hatte.

Warum funktionieren Waffenverbote nicht? Weil sie sich darauf verlassen, dass sich Kriminelle, die Schusswaffen benutzen, freiwillig daran halten. Prohibitionisten sehen diese Absurdität nicht, weil sie sich selber täuschen, indem sie wie Katherine Christoffel denken: "Die meisten Schießereien werden nicht von Schwerverbrechern oder psychisch kranken Menschen ausgeführt, sondern sind Akte der Leidenschaft, die dadurch entstehen, weil eine Schusswaffe zur Selbstverteidigung im Haus ist."

Christoffel, et al. liegen völlig falsch. Der ganze Korpus der kriminologischen Forschung, die bis in die 1890er Jahre zurückblickt, zeigt, dass Mörder "fast einheitlich eine lange kriminelle Historie aufweisen", und dass nahezu alle Mörder und andere Waffengewalttäter bereits vorab polizeilich bekannt waren, z.T. auch als Serientäter.

Während nur 15 Prozent der Amerikaner im Strafregister auftauchen, sind rund 90 Prozent der erwachsenen Mörder im Strafregister für Erwachsene erfasst. Abgesehen von ihren - oft häufigen - Einträgen im Jugendstrafregister, sind sie über sechs Jahre als Erwachsene straffällig gewesen und hatten vier Schwerverbrechen verübt. Gerald D. Robin, der für die Academy of Criminal Justice Sciences schreibt, stellte fest, dass im Gegensatz zum gewöhnlichen Waffenbesitzer, "der durchschnittliche Mörder sich als ein ebenso hartgesottener Krimineller entpuppt wie der durchschnittliche Räuber oder Einbrecher."

In diesem Aufsatz hebe ich insbesondere die dramatischen Widerrufe von Kriminologen hervor, die zuvor strengere Waffenkontrolle befürwortet hatten. Z.B. erwähnte Professor David Mustard Folgendes in einem Artikel [PDF] für die University of Pennsylvania Law Review:

Als ich 1995 mit meinen Forschungen zum Waffenbesitz begann [an der Universität von Chicago], hatte ich Schusswaffen leidenschaftlich abgelehnt und völlig die gängige Meinung akzeptiert, dass die Erhöhung der Waffenbesitzdichte zwangsläufig zur einer Erhöhung der Gewaltverbrechen und Unfalltoten führt. Meine Meinung zu diesem Thema wurde in erster Linie durch Medieninhalte in Bezug auf Schusswaffen geformt, die - für mich unmerklich - systematisch die Kosten von Schusswaffen betonten, während sie praktisch alle Vorteile ignorierten. Ich dachte, es sei doch offensichtlich, dass die Verabschiedung von Gesetzen, die gesetzestreuen Bürgern das verdeckte Tragen von Waffen erlauben, viele Probleme schaffen würden. Seit nun mehr als sechs Jahren bin ich vom Gegenteil überzeugt. Ich stellte fest, dass Shall-Issue-Laws - Gesetze, die Waffenscheine erlauben müssern, sofern der Antragsteller keine Vorstrafen hat oder unter keiner signifikanten psychischen Erkrankungen leidet, Gewaltverbrechen reduzieren und keine Auswirkungen auf Unfalltote haben.

Die aktuellen Forschungsergebnisse - im Gegensatz zu nicht den nicht belegten Behauptungen - kommen zu der Frage, die die Waffenverbieter immer versuchen zu umgehen: Warum werden Waffenverbote für normale Waffenbesitzer gefordert, d.h. für Menschen, die Waffen nie missbraucht haben? (Diese Frage berührt in keinem Fall Waffenverbote für Menschen, die wegen Waffenmissgewalt verurteilt wurden.)

Wie sieht es mit dem Polizeischutz aus?

Falsch informierte Menschen widersetzen sich dem Einwand, dass Waffenverbote das Recht auf Selbstverteidigung einschränken, mit der Forderung, die Opfer sollten sich auf die Polizei verlassen. Dies verkennt, was Polizeiarbeit ist und tut. Dementsprechend versuchen die falsch informierten Opfer, sofern sie durch Kriminelle verletzt oder beraubt wurden, die Polizei für den unterlassenen Schutz zu verklagen. Daraufhin sendet die Polizei ihre Anwälte aus, die sich auf die universelle Regel berufen, dass die US-Polizei die Pflicht hat, Verbrechen nur indirekt zu entmutigen, indem sie auf den Straßen patrouilliert und Kriminelle nach einem Verbrechen verfolgt und festnimmt.

Während die Polizei Verbrecher, die sie beobachtet, stoppen soll, sind Kriminelle darauf bedacht, immer nur dann zuzuschlagen, wenn die Polizei nicht anwesend ist.Tatsächlich ist die Polizei fast nie (seltener als in 3 Prozent der Fälle) rechtzeitig zur Stelle, um Opfern zu helfen.

Aus diesem Grund, entlastet das gesetzliche oder bürgerliche Recht eines jeden Staates die Polizei in Bezug auf Klagen auf unterlassenen Schutz, z. B. California Government Code §§ 821, 845 und 846: "Ein Polizeiabschnitt und seine Polizeibeamten haften nicht für eine Verletzung, die verursacht wurde durch das Scheitern, eine Maßnahme zu erzwingen, noch für das Versagen des Polizeischutzes oder nicht ausreichendem Polizeischutz oder für das Versäumnis, eine Verhaftung vorgenommen zu haben oder den Fehler, eine festgenommenen Person nicht in Haft behalten zu haben."

Falsch informierte Personen fordern auch von den Opfern, sich auf einstweilige Verfügungen statt Selbstverteidigung zu verlassen.

Aber einstweilige Verfügungen sind nur Papier. Ein Fünf-Jahres-Studie [PDF] in Massachusetts ergab, dass fast 25 Prozent der inländischen Mörder eine einstweilige Verfügung hatten, als sie töteten.

 

Selbstverteidigung mit Schusswaffen

Schusswaffen sind einzigartige Waffen: nur sie erlauben schwächere Personen sich gegen stärkere zu widersetzen. Die Analystin Linda Gorman schreibt [PDF]:

Zuverlässig, robust und einfach zu bedienen: moderne Schusswaffen sind das wirksamste Mittel der Selbstverteidigung, das jemals erdacht wurde. Sie benötigen nur minimale Wartung und sind nicht, im Gegensatz zu Messern und anderen Waffen, in ihrer Wirksamkeit von der individuellen körperlichen Kraft abhängig. Nur eine Schusswaffe erlaubt einer 50 Kilo leichten Frau sich gegen einen 100 Kilo schweren Mann zu verteidigen. (Hervorhebung hinzugefügt)

Die empirische Evidenz belegt [PDF]:

  1. Schusswaffen werden über eine halbe Million Mal pro Jahr gegen Einbrecher eingesetzt, in der Regel flieht der Einbrecher, sobald er erfährt, dass das Opfer bewaffnet ist, kein Schuss wird abgegeben
  2. Jährlich wehren sich drei- bis sechsmal so viele Opfer erfolgreich mit Handfeuerwaffen als Verbrecher Handfeuerwaffen missbrauchen (Kurzwaffen nützen demnach bis zu sechsmal mehr als dass sie schaden)
  3. Widerstand mit Schusswaffen erscheint die effektivste Reaktion auf kriminelle Angriffe zu sein, in dem sie schwere Verletzungen vom Opfer und Vermögensschäden verhindern.

(Die obigen Aussagen sind in einem Artikel von Jongyeon Tark und Gary Kleck erschienen und werden von einer Studie von Lawrence Southwick unterstützt.)

Die Auswertung dieser Studien führte zu einem dramatischen Widerruf von Professor Wolfgang Marvin, dem Ranghöchsten der amerikanischen Kriminologen:

Ich bin einer der stärksten Befürworter für Waffenrechtsverschärfungen, den man unter den Kriminologen in diesem Land finden kann. Wenn ich [die Macht hätte] ... würde ich alle Waffen in der Zivilbevölkerung beseitigen und vielleicht sogar die in Polizeihand. Ich hasse Waffen. ... [Aber] ich kann nicht weiter gegen Waffenbesitz debattieren. ... Ich mag ihre Schlussfolgerungen nicht, dass der Waffenbesitz nützlich sein könnte, aber ich kann nicht die Methodik [der Studie] anzweifeln. Sie haben sich ernsthaft bemüht, allen Einwänden im Voraus zu begegnen und haben dies außerordentlich gut gemacht. (Hervorhebung hinzugefügt)

Blinder Glaube statt Fakten

Die Idee, alle Schusswaffen einzuziehen, erhielt in den 1960er Jahren immer mehr Anhänger. Aber wie Frank Zimring, der landesweit bekannte akademische Waffenkontroll-Befürworter, zugab, begann die Kontroverse:

..in einem sachlichem Vakuum, [in dem] keine Seite eine große Notwendigkeit sah, Belege für ihre vorzeitigen Schlussfolgerungen vorzulegen. In den 1960er Jahren gab es buchstäblich keine Forschung über das Verhältnis zwischen Waffen und der Inzidenz oder den Folgen zwischenmenschlicher Gewalt und es gab auch keine Absicht, solche Studien anzufertigen. (Hervorhebung hinzugefügt)

Zimring blieb dennoch ein fester Verfechter von Waffenverboten. Aber die aktuelle Forschung hat einen ungebrochenen Rekord von Widerrufen von Kriminologen erzeugt, die einst mit Zimring übereinstimmten.

In den späten 1970er Jahren finanzierte und beauftragte das US-Department of Justice (DOJ) das University of Massachusetts’ Social and Demographic Research Institute, die gesamte vorhandene Literatur über Waffenkontrolle in den USA und anderswo zu überprüfen und zu bewerten. Der Ergebnisbericht des Instituts zeigte: "Es wird allgemein angenommen, dass oft kriminelle Gewalt, insbesondere Mord, einfach deshalb geschieht, weil die Mittel von tödlicher Gewalt (Feuerwaffen) leicht erreichbar sind und dass nicht so viele Mordtaten verübt würden, wenn Schusswaffen weniger leicht zur Verfügung stünden. Es gibt keine überzeugenden Beweise dafür, die diese Ansicht unterstützt. "(Hervorhebung hinzugefügt)

Die Autoren dieser Studie - die Professoren James Wright, Peter Rossi und Kathleen Daly - veröffentlichten anschließend eine kommerzielle Version ihres Berichts, in dem sie zusätzlich ihre persönlichen Widerruf darstellten:

Die progressive Anklage der amerikanischen Waffenrechts-Politik ist gut bekannt und ist eine, die die beiden älteren Autoren dieser Studie einmal geteilt hatten. Diese Anklageschrift enthält folgende Details: (1) Schusswaffen sind in einer erstaunlichen Zahl an Verbrechen in diesem Land beteiligt. (2) In anderen Ländern mit strengeren Waffengesetzen und weniger Waffen in privater Hand ist Waffenkriminalität selten ... (4) Viele Familien erwerben eine Pistole, weil sie die Notwendigkeit sehen, sich zu schützen; irgendwann enden sie damit, dass sie aufeinander schießen. (5) Wenn es weniger Waffen gäbe, gäbe es offensichtlich weniger Kriminalität ... Je tiefer wir die empirischen Implikationen dieser Anklage erkundeten, desto weniger plausibel sind sie geworden. (Hervorhebung und Klammern hinzugefügt)

Für spätere Gedanken von Wright zu diesem Thema, lesen Sie seinen Artikel mit dem Titel "Second Thoughts About Gun Control".


Don B. Kates ist ein Kriminologe und Verfassungsrechtler, sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter des Independent Institute in Oakland, Kalifornien.

 

Quelle/Autor: Katja Triebel

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