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von Franz Keck

Kampf ums Sturmgewehr geht in die zweite Runde

Schon kurz nachdem die Entscheidung überraschend für Haenel gefallen war, kündigte Heckler & Koch an, nichts unversucht zu lassen, um den Auftrag doch noch zu bekommen.

Aus einer Pressemitteilung des Unternehmens geht hervor, dass Heckler & Koch „fristgemäß Rüge gegen die Sturmgewehr-Vergabeentscheidung des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) eingereicht“ hat. Dies überrascht nicht weiter, kündigte Geschäftsführer Jens Bodo Koch direkt nach Bekanntwerden der Entscheidung doch an, „alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“ zu wollen.

Das BAAINBw hatte zuvor die Öffentlichkeit mit der Vergabe des Auftrags an das kleine Unternehmen C. G. Haenel überrascht. Man darf jedoch nicht vergessen, dass Haenel schon seit einigen Jahren halbautomatische Karabiner für die Polizei sowie topmoderne, modulare Scharfschützengewehre für die Bundeswehr fertigt.

Im Test hatte der MK556 beide HK-Konkurrenzwaffen, das HK416 sowie das HK433 leicht übertroffen, den Ausschlag gab dann aber wohl der Preis. Das Angebot Haenels war, je nach Quelle, wohl bis zu 50 Millionen Euro günstiger als das von Heckler & Koch. Vor diesem Hintergrund gibt es Spekulationen um illegale staatliche Subventionen, da Haenel indirekt zum Arabischen Staatskonzern Edge gehört, für den, und damit für die Vereinigten Arabischen Emirate, der Auftrag sehr prestigeträchtig wäre. Möglicherweise setzt auch die Rüge von Heckler & Koch an diesem Punkt an. Das Unternehmen hatte sich schon im im April letzten Jahres direkt an die damalige Verteidigungsministerin  Ursula von der Leyen gewandt und gegen die „der Einsatzrealität widersprechenden“ Vorgaben und „wissenschaftlich nicht einwandfreien“ Testmethoden protestiert.

Damit hatte H&K auch gar nicht so unrecht, da, obwohl der Allgemeinheit kaum etwas über die Tests bekannt ist, zumindest der Forderungskatalog recht idealistischer Natur ist und sich, auch nur noch gerade so, bei einem Gewichtslimit von 3,6 kg erreichen lässt. Rheinmetall/Steyr hielten dies von vorne herein für kaum umsetzbar und stiegen daher schon bald aus dem Rennen um das neue Sturmgewehr aus.

Auch aus praktischer Perspektive ist das Gewichtslimit von 3,6 kg kritisch zu sehen, da inklusive Optik, Laser-Licht-Modul, sonstigen Anbauteilen und Munition die Waffe einsatzbereit knapp 5 kg wiegen dürfte. Dies stellt eine, wären die Leistungsanforderungen realistischer und die Gewichtsforderung rigider gewesen, vermeidbare Belastung für den Soldaten dar, denn: „Ounces equal pounds, pounds equal pain“!

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