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von Franz Keck

Herzlichen Glückwunsch!

Heute vor 65 Jahren wurden die ersten deutschen Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg vereidigt. Diese ersten 101 Männer bildeten die Keimzelle der Bundeswehr. Der Weg zur Wiederbewaffnung war jedoch kein einfacher. Zeit für einen Blick zurück.

Da sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs rasch eine Verschärfung des Ost-West-Konflikts abzeichnete, welcher erstmals 1950 im Koreakrieg eskalierte, machten sich schon 1949/50 westdeutsche Politiker und ehemalige Wehrmachtssoldaten Gedanken zur Verteidigung Westdeutschlands.

Hierfür war es höchste Zeit, da in der DDR zu diesem Zeitpunkt, etwa in der Grenzpolizei, schon über 50.000 Mann unter Waffen standen und Walther Ulbricht im August 1950 laut über eine militärische Wiedervereinigung Deutschlands nach Vorbild des zu diesem Zeitpunkt vom kommunistischen Norden komplett besetzten Koreas nachdachte.

Dies mündete in der von Adenauer angeordneten und von den USA gebilligten Himmelroder Konferenz im Oktober 1950, aus der die Himmelroder Denkschrift hervorging. Darin hielten die Teilnehmer, alle weitestgehend „unbelastete“ ehemalige Wehrmachtsoffiziere ihre Gedanken zum Aufbau der Truppe fest. Unter ihnen befand sich prominent auch Wolf Graf Baudissin, der Vater der „Inneren Führung“. Schon von Mai bis Oktober 1950 hatte sich Bundeskanzler Adenauer von Gerhard Graf von Schwerin in sicherheitspolitischen Fragen beraten lassen. Unter dem Decknamen „Zentrale für Heimatdienst“ wurde ein streng geheimes „provisorischesVerteidigungsministerium“ gegründet. Am 26. Oktober 1950 wurde die Dienststelle unter der sperrigen Bezeichnung „Dienststelle des Bevollmächtigten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“ offiziell gegründet und Theodor Blank als Schwerins Nachfolger ernannt. Ein weiterer wichtiger Schritt zum Aufbau der deutschen Streitkräfte war die am 23. Januar 1951 erfolgte Ehrenerklärung für die Soldaten der Wehrmacht durch Dwight D. Eisenhower, was das Wiedereinstellen von Ex-Wehrmachtssoldaten, vor allem Offizieren, überhaupt erst ermöglichte.

Daraufhin wurde ab dem 16. März 1951 mit dem Aufbau des paramilitärischen Bundesgrenzschutz begonnen, der zwar später zur Bundespolizei wurde, damals jedoch mehr Ähnlichkeiten, schon allein optisch, aber auch in Ausbildung und Bewaffnung, mit der Wehrmacht als mit der Polizei hatte.

Der Name „Bundeswehr“ ging auf einen Vorschlag des ehemaligen Wehrmachtsgenerals Hasso von Manteuffel zurück, der diesen wiederum der Parlamentsarmee von 1848 entlehnt hatte. Offiziell gültig war der Name Bundeswehr jedoch erst ab dem 1. April 1956. Die zuvor noch namenlosen Streitkräfte wurden bis dahin oft „Neue Wehrmacht“ genannt.

Dieser Prozess der Wiederbewaffnung, der dann am 12. November 1955 mit der Überreichung der Ernennungsurkunden an die ersten 101 freiwilligen Soldaten, vor allem ehemalige Offiziere, sowie am 2. Januar 1956 mit dem Einzug der ersten Rekruten in die Andernacher Krahnenberg-Kaserne ihren Abschluss fand, sorgte innenpolitisch für große Spannungen.

Der Konflikt wurde primär zwischen den Lagern der SPD und CDU ausgetragen, da Teile der Gesellschaft es nach dem Zweiten Weltkrieg für moralisch falsch hielten, dass Deutschland jemals wieder über Streitkräfte verfügen sollte. Dem entgegen stand Adenauer, seines Zeichens sicher kein Militarist, der jedoch die Westanbindung und zumindest eine Teilsouveränität Westdeutschlands erreichen wollte. Eigene Streitkräfte sowie eine deutsche NATO-Mitgliedschaft sah er als gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Ursprünglich sollten der NATO innerhalb von fünf Jahren 500.000 westdeutsche Soldaten bereitgestellt werden. Trotz alliierter Hilfe und der seit 1957 bestehenden, ebenfalls heiß diskutierten, Wehrpflicht wurde dieses Ziel erst Ende der 1960er-Jahre erreicht.

Seit Himmlerod war die geplante Größe der Bundeswehr 12 Divisionen. Prinzipiell bestanden diese schon 1961, jedoch waren erst in den 1980er-Jahren die damit einhergehenden vollen 36 Brigaden des Feldheeres aufgestellt. Ihre bis dato größte Kampfkraft hatte die Bundeswehr 1985 erreicht, als sie über rund 70 Panzer- und 85 Artilleriebataillone, 13 fliegende Kampfverbände und 200 Boote und Schiffe bei 495.000 Soldaten im Frieden und über 1,2 Millionen im Verteidigungsfall verfügte.

Doch dann endete der Kalte Krieg, die Friedensdividende wurde eingefahren und man sparte die Bundeswehr soweit kaputt, dass Deutschland selbst sein äußerst überschaubares militärisches Engagement und internationale Militärübungen nur durch eine Mangelwirtschaft, bei der Waffensysteme „kannibalisiert“ und einfachstes Equipment aus der ganzen Bundeswehr zusammengekratzt werden muss, ohne allzu große Blamagen überstehen kann.

Anlässlich des 65. Gründungstag der Bundeswehr wird heute ein feierliches Gelöbnis im Park von Schloss Bellevue in Berlin im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer stattfinden.

Weiterhin ist dieses Jubiläum auch eine gute Gelegenheit, den Männern und Frauen zu danken, die das scharfe Ende der Entscheidung zu den Einsätzen erlebten und auch am heutigen Tag erleben sowie derer zu gedenken, die den höchsten Preis bezahlten.

Informative Lektüre zu den ersten Jahren der Bundeswehr ist im DWJ-Verlag erhältlich: "Es begann in Andernach..."(Bestellnummer 11-1901), "Die Bundeswehr - Nato-Ziege & Co." (11-1192) und "Die Bundeswehr - Von Eisenschweinen und Erdferkeln" (11-1349).

Bildnachweis: Bundesarchiv, Bild 183-34547-0003 / CC-BY-SA 3.0

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