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von Franz Keck

Haenel soll G36-Nachfolger liefern

Acht Jahre nach dem Lautwerden der ersten Kritik am G36 scheint nun übereinstimmenden Medienberichten zufolge der Nachfolger festzustehen. Die Entscheidung stellt eine Zäsur dar: Es wird eine Version des Haenel MK556.

Laut dpa – eine Bestätigung des Bundesverteidigungsministeriums liegt noch nicht vor – hat sich die Bundeswehr nun bei der Ausschreibung zum „System Sturmgewehr Bundeswehr“ für das MK556 der C.G. Haenel GmbH entschieden.

Ursprünglich war eine Vielzahl moderner Sturmgewehre im Rennen: das HK 416, das kürzlich als G95 bei den Spezialkräften eingeführt wurde, das HK433, auch vom FN SCAR war zeitweise die Rede, SIG Sauer und Rheinmetall/Steyr nahmen mit Modellen an der Ausschreibung teil. Auch der US-Hersteller LMT, der 2018 von Estland einen Auftrag über 16 000 Sturmgewehre bekam, wollte ursprünglich teilnehmen, reichte jedoch keine Testwaffe ein.

Bald stellte sich heraus, das keine der Waffen den Anforderungen entsprach, wobei meist das Erreichen der geforderten Leistung bei Einhaltung des geforderten Gewichts von 3,6 kg problematisch war. Darüber hinaus zogen SIG Sauer und Rheinmetall/Steyr ihre Wettbewerbsteilnahme zurück, wobei SIG Sauer geklagt hatte, die Ausschreibung benachteilige systematisch andere Bewerber als Heckler & Koch.

Schlussendlich waren nun noch Heckler & Koch mit dem HK416 und HK433 und Haenel mit ihrem MK556 im Rennen, die Entscheidung soll nun für den „Maschinenkarabiner“ aus Thüringen gefallen sein. Haenel beliefert aktuell schon die Bundeswehr mit dem neuen Scharfschützengewehr G29 und verschiedene Länderpolizeien mit Varianten des CR223, Haenels zivilem, halbautomatischen Selbstlader im AR-Stil mit Kurzhub-Gaskolben, auf dem auch der MK556 basiert.

Die genaue Ausstattung der Waffe, die dann standardmäßig mit 120 000 Stück eingeführt wird, ist noch nicht bekannt. Auch könnte sich die Einführung noch verzögern, falls die Entscheidung des BMVg von H&K gerichtlich angezweifelt werden sollte. Haenel gehört zur deutschen Merkel Group und über diese indirekt zum arabischen Staatskonzern Tawazun.

Es bietet sich angesichts Haenels seit 75 Jahren eigentlich nicht mehr üblicher Bezeichnung des Gewehrs als Maschinenkarabiner (MK) an, einen kurzen Blick in die Unternehmensgeschichte zu werfen. 1921 stieg mit Hugo Schmeisser bei dem von Carl Gottlieb Haenel 1840 gegründeten Unternehmen ein Pionier im Bau automatischer Waffen ein. Gelernt hatte er bei der Firma Bergmann, wo er im ersten Weltkrieg an der Entwicklung der MP18 beteiligt war. Ab 1938 entwickelte er eine leichte automatische Infanteriewaffe im Kaliber 7,92 mm x 33, die dann als Maschinenkarabiner (MKb) 42 von der Wehrmacht erprobt, weiterentwickelt und schließlich als Sturmgewehr 44 eingeführt wurde. Dank Hugo Schmeisser, dem „Vater des automatischen Karabiners“, hat die Fertigung von Sturmgewehren respektive Maschinenkarabinern bei Haenel mehr Tradition als bei den meisten Herstellern weltweit.

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