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von Franz Keck

Dritte Runde im Kampf um das Sturmgewehr

Nachdem Heckler & Koch ernst machte und die Entscheidung des BAAINBw angriff, und zudem Kritik von den Fraktionen des Bundestages kam, ist nun wieder alles offen bei der Suche nach dem G36-Nachfolger.

Vergangenen Freitag hat das Verteidigungsministerium den Auftrag für das „System Sturmgewehr“ der Bundeswehr an den Thüringer Hersteller C.G. Haenel zurückgezogen. Begründet wurde dies mit dem Verdacht auf Patentrechtsverletzungen zulasten des Mitbewerbers Heckler & Koch. Daher werde nun „eine Neubewertung der Angebote unter Berücksichtigung aller Aspekte eintreten", so das BMVg.

Jedoch gab es parallel dazu auch im Bundestag politisches Dauerfeuer aus allen Rohren. Grund war die immer lauter werdende Kritik an C.G. Haenels Besitzer, dem arabischen Staatskonzern Tawazun. Aus diesem Anlass haben die Grünen im Verbund mit der FDP, die ausgerechnet in diesem Moment ihr in Sachen Menschenrechte etwas verblasstes Profil zu schärfen suchte, kritisiert, dass die BRD so den Krieg im Jemen finanzieren würde, und personelle Konsequenzen gefordert.

Diese Kritik wurde wiederum von der CDU mit dem nicht von der Hand zu weisenden Argument entkräftet, dass Deutschland auch ansonsten mit der in den Bürgerkrieg verwickelten Nation wirtschaftliche Verbindungen habe und deutsches Geld demnach auch so schon dort hin flösse.

Obwohl bisher rüstungspolitisch als kompetent zu bezeichen, unterliefen der FDP in der Causa Sturmgewehr einige Fehler. So witterte der FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Müller, dass sich so die Gelegenheit böte, „ein verunglücktes Beschaffungsvorhaben zu beenden und dem Steuerzahler einen großen Kostenblock zu ersparen”, da „das G36 ist ein gutes und ausgereiftes Sturmgewehr, mit dem die Soldatinnen und Soldaten sehr zufrieden sind” sei. Letzteres stimmt bezüglich der Grundversion des G36, das sowohl ein rundes Konzept wie auch beliebt ist. Jedoch ist zumindest seine Zieloptik nicht mehr zeitgemäß, da sich das Reflexvisier dank nicht-dimmbarem Leuchtpunkt nicht mit Nachtsichtbrille nutzen lässt und auch keine modernen Nachtsicht-Vorsatzgeräte montiert werden können. Auch ein Laser-Licht-Modul lässt sich nicht montieren. Diese Mängel sind auch der Bundeswehr bekannt, die daher im Rahmen des IdZ(Infanterist der Zukunft)-Programms modernisierte Varianten mit besseren Optiken, verstellbarer Schulterstütze und modularem Aluminium-Handschutz beschaffte. Diese verschiedenen „IdZ-G36“ jedoch sind aufgrund des Handschutzes und der Optik sowohl schwer als auch vorder- und kopflastig, zusammengefasst: extrem unhandlich.

Auch die SPD hatte etwas zu sagen. Laut SPD-Verteidigungspolitikerin Siemtje Möller stehe Deutschland „nach dem Desaster mit dem Transporthubschrauber und jetzt der Panne beim Sturmgewehr (...) ziemlich blamiert da“.

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