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von Franz Keck

Amerika hat ein neues Infanteriegewehr

Jahrelang hat sich das Auswahlverfahren hingezogen, nun steht der Sieger fest: Das zukünftige Standardgewehr sowie das zukünftige Maschinengewehr der amerikanischen Kampftruppen wird von SIG Sauer kommen.

Die US Army verkündete am 20. April 2022, das sie sich im Next Generation Squad Weapon Programm für das Infanteriegewehr, Leicht-MG und Kaliber von SIG Sauer entschieden hat. SIG Sauers MCX SPEAR wurde nun in der Rolle des NGSW-Rifles als XM5 und SIGs LMG in der Rolle als NGSW-Automatic Rifle unter der Bezeichnung XM250 ausgewählt. Als Visierung wurde das von Vortex angebotene Modell unter der Bezeichnung XM157 ausgewählt. Wie das X in den aktuellen Modellbezeichnungen verrät, sind die Waffen noch nicht völlig endgültig eingeführt, sondern werden in der Truppe noch abschließenden Tests unterzogen werden.

SIG Sauer hat mit der U.S. Army einen 10-Jahres-Vertrag über 20,4 Millionen US-Dollar zur Herstellung und Lieferung der XM5 und XM250 sowie der neuen 6,8 x 51 mm-Munition, zivil bekannt als .277 Fury, abgeschlossen. Ebenfalls im Vertrag enthalten sind Zubehör, Ersatzteile und Wartung für die neuen Waffen.

Dieser Auftragsvergabe ging eine 27-monatige Testphase voraus, in der Prototypen von SIG Sauer, General Dynamics und Textron Systems getestet wurden. Bei diesen Tests wurde auch auf die Benutzerfreundlichkeit der Waffen geachtet.

Das XM5 wird in der Kampftruppe das M4, das XM250 die M249 SAW und die 6,8 x 51 mm die altgedienten Kaliber 5,56 NATO und 7,62 NATO ersetzen. Außerhalb von Infanterie, Special Forces und co. werden die bisherigen Waffen bis auf weiteres weiterverwendet. Außerhalb der Army zieht man das NGSW ebenfalls in betracht: Das USMC führte ja erst vor kurzer Zeit das HK 416 in 5,56 NATO als Standardwaffe ein, erwägt nun aber ebenfalls den Wechsel zu den NGSW-Waffen.

Eine völlige Neuerung stellt das Visier der NGSW-Familie dar: Das von Vortex hergestellte "Feuerleitvisier" XM157, das sowohl auf dem XM5 als auch dem XM250 zum Einsatz kommen wird, bietet eine 1-8fache Vergrößerung, einen integrierten Laserentfernungsmesser, einen Ballistikrechner, atmosphärischen Sensoren, einen Kompass und Ziellaser im sichtbaren sowie infraroten Spektrum. Es soll auch dem durchschnittlichen Schützen erlauben, das enorme Leistungs- und Reichweitenpotenzial der 6,8 x 51 mm auszuschöpfen und auch auf Distanzen zu treffen, die bisher DMR-Schützen vorbehalten waren.

Es wird sich nun weisen, ob das neue Konzept aufgeht. Denn gewissermaßen handelt es sich beim NGSW-Rifle um eine Abkehr vom Sturmgewehr- zurück zum Battlerifle-Konzept: Die 6,8x51 hat substantiell mehr Energie, aber auch Rückstoß als die 5,56 NATO, und das XM5 ist ein deutlich unhandlicheres und schwereres Gewehr als das M4.

Die Frage ist jetzt nur, ob das zusätzliche Gewicht von Munition und Waffe in der Praxis durch den Zuwachs in Reichweite und Durchschlagskraft gerechtfertigt werden.

Man darf gespannt sein.

Bild: SIG Sauer

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