Sicherheit

von Franz Keck

Kontinuitäten & Differenzen

In „Deutsche Krieger“ betrachtet der bekannte Militärhistoriker Sönke Neitzel die deutschen Armeen seit dem Kaiserreich, setzt sie in Kontext zur Gesellschaft und vergleicht sie miteinander, um die langen, bis auf die Befreiungskriege zurückreichenden kulturellen Traditionslinien offenzulegen und die Binnenlogik des Militärs verständlich zu machen.

In den letzten Jahren wurde der Bezug der Bundeswehr zu früheren deutschen Armeen, besonders der Wehrmacht, wiederholt zum Politikum. Unter den deutschsprachigen Militärhistorikern ist Sönke Neitzel, der einst seinen Wehrdienst als Tankwart verbrachte, die erste Adresse. In „Deutsche Krieger“ gelingt es ihm, mit typischer Nüchternheit, die deutschen Armeen seit dem Kaiserreich detailliert zu betrachten, in Kontext zur Gesellschaft zu setzen und natürlich miteinander zu vergleichen, um die Frage „Was haben ein Leutnant des Kaiserreichs, ein Offizier der Wehrmacht und ein Zugführer der Task Force Kunduz des Jahres 2010 gemeinsam?“ zu klären.

Hierbei wird vor allem klar, dass Soldaten einer Binnenlogik mit eigenen, zeitlosen Werten folgen, die für Zivilisten schwer verständlich, aber für den Zweck des Soldaten, zu kämpfen und zu töten, unumgänglich ist. Diese ebenso in den Weltkriegen wie auch in der Bundeswehr, vor allem in der Kampftruppe, vorhandene Kriegermentalität ist auch entkoppelt von persönlichen politischen Ansichten, wie gerade in de Weltkriegen deutlich wurde.

Nebenbei werden noch alte Mythen beseitigt: So ist etwa der Großteil dessen, was bei der Bundeswehr als Innere Führung bekannt ist, weit älter als gedacht, stammt eigentlich noch aus den Napoleonischen Kriegen und ist sowohl in Dienstvorschriften von Reichswehr und Wehrmacht zu finden. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit besteht jedoch oft ein Unterschied, und so waren Geisteshaltungen a la „Das Denken überlassen sie den Pferden, die haben größere Köpfe!“ auch in der Bundeswehr noch lange vorherrschend, auch wenn das schon seit 1909 anders hätte sein sollen.

Ein fundiertes, angenehm zu lesendes Werk, inklusive Fußnoten und Quellenverzeichnis.

Preis: 35 Euro

ISBN 978-3-549-07647-7

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