Schießsport

von Nataly Kemmelmeier

Italienisches Experiment

Noch relativ neu auf dem Markt ist das italienische Präzisionsgewehr Sir 40-24. Im Heft 04/2015 wurde zu dieser Waffe leider eine nicht lektorierte Übersetzung aus dem Englischen abgedruckt, bei der Übersetzungsfehler übernommen wurden. Daher an dieser Stelle in kompakter Form die korrekten Fakten des Textes.

Der Markt der Scharfschützengewehre ist hart umkämpft. Antonio Sirini, bislang primär als italienischer Generalimporteur für US-Waffen bekannt, legt jetzt einen eigenen Beitrag in diesem Marktsegment mit dem Modell SIR 40 vor.


Im Jahr 2007 gründete Antonio Sirini ein eigenes Unternehmen, das als Generalimporteur von Selbstladewaffen des amerikanischen Herstellers DPMS in Italien bekannt wurde. Der Firmenname „Sirarms“ impliziert dabei zum einen den Namen des Gründers sowie dessen Leidenschaft für Waffen. Antonio Sirini interessierte sich besonders für das Präzisionsschießen auf weite Distanzen. Mit einigen Partnern starte er ein eigenes Projekt zur Entwicklung einer Präzisionsbüchse. Nach ersten Prototypen kam es sehr bald zu einer Serienfertigung. Bei der Firma Sirarms hatte man damit ein weiteres Betätigungsfeld gefunden.

Zunächst wurden für die Sirini-Gewehre noch US-amerikanische Bauteile verwendet, vorrangig von der Firma Lawton Machine. Trotz der ausgezeichneten Qualität der importierten Komponenten entschied sich Antonio Sirini für eine weitere Anhebung des Produktionsstandards sowie Detailverbesserungen.

Bei Sirarms betrieb man intensive Entwicklungsarbeit und gewann bei ausgiebigen Testschießen weitere Erfahrungen.
Hinzu kam das Bestreben, auch außerhalb Italiens neue Märkte für die neuen Zylinderverschlussrepetierer zu erobern. Hier machte jedoch der amerikanische Gesetzgeber der italienischen Firma einen Strich durch die Rechnung. Unternehmen, die nicht in den USA ansässig sind und Waffen oder Teile von dort importieren, dürfen diese nur in ihrem eigenen Land vermarkten. Das hätte zur Folge gehabt, dass Sirarms nur einen eingeschränkten Markt gehabt hätte. Einziger Ausweg für die Italiener: Sie stellten fortan die in ihren Augen wichtigste Komponente selbst her – das System.
Hinter dem neuen Präzisionsgewehr SIR 40-24 steckt nicht weniger als der Anspruch, ein hochpräzises Gewehr mit erstklassiger Verarbeitung zur Verfügung zu stellen. Dabei sollen nur die besten Materialien zum Einsatz kommen, um tatsächlich auf dem hart umkämpften globalen Markt des Law Enforcement bestehen zu können.

Das System der neuen Sirarms-Präzisionsbüchse gehört in die große Familie der Klons des Remington 700 mit runder Systemhülse, wobei Detailverbesserungen vorgenommen wurden und teilweise auch stärkere Abmessungen zur Erhöhung der Systemstabilität und Verwindungsfestigkeit gewählt wurden. Unterbrochen wird die massiv ausgeführte Systemhülse nur durch ein relativ kleines Auswurffenster sowie den Ansatz für den Magazinschacht auf der Unterseite. Ganz wesentlich ist die Einhaltung engster Fertigungstoleranzen sowie die Materialauswahl und Behandlung. Bei Sirarms verwendet man für die Systemhülse Stainless-Stahl der US-Norm 416 R. Verriegelt wird wie beim Remington 700 mit zwei kräftigen Warzen am Kammerkopf.
Der Stoßboden wird von einem überstehenden Bund, der die geladene Patrone umfasst, umschlossen. Unterbrochen wird der überstehende Stahlbund am Kammerkopf nur durch die Einsatzstelle des Ausziehers, der an die Sako-Auszieher erinnert und sehr massiv ausgeführt wird. Die Funktion des Ausstoßers übernimmt ein im Stoßboden sitzender Druckbolzen.
Die Verschlusskammer weist über die gesamte Länge spiralförmige Ausfräsungen auf, was zu einer minimalen Gewichtsreduzierung führt. Der Kammergriff wird an die Verschlusskammer angeschraubt, was einen raschen Wechsel – je nach Kundenwunsch – gestattet. Die Kammerfangtaste sitzt – wie heute üblich – an der linken Seite der Hülsenbrücke. Die rechts sitzende Schiebesicherung erinnert an das 700er-Remington-System.

Beim Lauf setzt man aktuell noch auf ein amerikanisches Produkt. Die Laufrohlinge aus 416er-Stainless-Stahl kommen vom US-Hersteller Benchmark und sind handgeläppt. Die weitere Bearbeitung erfolgt bei Sirarms. Für das SIR 40-24, für die das kurze System SIR 40 Verwendung findet, wird für die Patrone .308 Winchester ein 24" (610 mm) langer, konischer Lauf verwendet. Die von SIrarms dazu konzipierte Laufkontur beginnt im Bereich des Patronenlagers mit einem zylindrischen Teil, der einen Außendurchmesser von 34,5 mm aufweist. An der Laufmündung beträgt der Außendurchmesser 24,1 mm. Abgeschlossen wird der Lauf mit einer tadellosen Matchsenkung in rechtwinkeliger Form. So werden Beschädigungen am empfindlichen Feld-Zug-Profil wirksam vermieden.
Der Lauf in .308 Winchester weist sechs rechtsdrehende Züge bei einer Dralllänge von 10" (254 mm) auf. Damit lassen sich die üblichen .308er-Geschosse von 150 gr (9,7 g) bis 200 gr (13,0 g) stabilisieren. Der Hersteller empfiehlt primär Matchgeschosse im Gewicht von 168 gr (10,9 g) und 175 gr (11,3 g).

Als Abzug kommt für das Präzisionsgewehr SIR 40-24 ein Jewell-Abzug der Version HVR zum Einsatz.
Das SIR 40-24 wird mit einem fünf Patronen .308 Winchester fassenden Einsteckmagazin von AI geliefert. Der Magazinlösehebel sitzt vor dem großzügig bemessenen Abzugsbügel. Verbaut wird ein A5-Kunststoffschaft von McMillan, wobei auch hier baldigst ein eigenes Sirarms-Produkt zur Verwendung kommen soll. Während das kurze System SIR 40, die Patronen von .223 Remington bis .300 Winchester Short Magnum aufnimmt, bietet man für die längeren Patronen eine lange Version an.

Wie bei diesem Waffentyp üblich wird als Basis für die Zielfernrohrmontage eine Schiene vom Typ Picatinny beziehungsweise Weaver verwendet. Die Schiene aus eigener Fertigung wird ebenfalls aus 416er-Stainless-Stahl gefertigt. Wahlweise gibt es sie auch mit Neigungswinkeln von 10, 20, 30 und 40 MOA. Verschraubt wird die Schiene nicht mit dem üblichen US-Gewinde sondern einer stabileren Schraubenversion. Das SIR 40-24 ist für die Aufnahme eines Harris-Zweibeins vorbereitet. Bei der Optik setzt Sirarms auf die deutschen Zielfernrohre von Schmidt & Bender, hier natürlich vorrangig die PMII-Baureihe.

Vor dem eigentlichen Testschießen wurde die Waffe in Augenschein genommen. Nebenbei wurden die technischen und gestalterischen Details von Antonio Sirini erläutert, der zudem weiterführende Fragen der Autoren beantwortete. Dann ging es in die Schießhalle. Dort stand eine 300-m-Schießbahn zur Verfügung. Um einen Vergleich ziehen zu können, wurde parallel mit der bereits bewährten Remington SS 5R im Kaliber .308 Winchester geschossen. Später wurde das SIR 40-24 im Freien auch auf andere Entfernungen geschossen. Das Präzisionsgewehr aus Italien schnitt bei allen Schießübungen gut ab, was als Resultat des Gesamtkonzepts anzusehen ist.
Neben den Präzisionsschützen der Polizei sowie den Scharfschützen des Militärs spricht das SIR 40-24 natürlich die Sportschützen an, schließlich boomt das Präzisionsschießen seit vielen Jahren.

Das SIR 40-24 wurde augenscheinlich durch US-Modelle beeinflusst, das steht außer Frage. Dennoch hat es die Firma Sirarms geschafft, einige Komponenten zu verbessern, sodass Präzision und Sicherheit im Vordergrund stehen. Interessant erscheint vor allem das relativ hohe Gewicht der Waffe, das zu einer besseren Eigenpräzision führt. Im Test wurde ein Schuss abgegeben, ohne das Gewehr in die Schulter zu drücken. Es bewegte sich lediglich um 2 cm nach hinten. Der Verschluss lässt sich ruhig und flüssig bewegen, der Abzugsweg kam den Schützen etwas lang vor, trägt aber dennoch zur sicheren und gezielten Schussabgabe bei.

Stellt sich zum Schluss die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit der SIR 40-24. In den Händen eines erfahrenden Scharfschützen kann das Gewehr sicherlich mit anderen Modellen konkurrieren. Antonio Sirini hat zwar seinen Traum verwirklicht und eine reine Präzisionswaffe gestaltet. In Anbetracht der Tatsache, dass er nur ein kleines Unternehmen führt und nicht zu den großen Herstellern zählt, dürfte es jedoch schwierig werden, auf dem Markt zu bestehen.

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