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Sammeln

von Nataly Kemmelmeier

Versteigerung von Sammlerträumen – Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten

Den Abschluss der diesjährigen Herbstauktion bei Hermann Historica stellt am 4. November 2020 die Versteigerung von knapp 730 antiken und modernen Schusswaffen dar.

Bereits zuvor im Rahmen der Vorbesichtigung vom 18. bis 21. Oktober und vom 28. bis 31.Oktober 2020 in den Geschäftsräumen in Grasbrunn, bleibt im reichen Angebot für Sammler, Museen und Interessierte kein Wunsch offen.

Exquisite, teils überaus aufwendig gearbeitete Büchsen und Pistolen aus den besten Werkstätten ihrer Zeit stellen den Auftakt des letzten Auktionstages dar. Hier finden sich repräsentative Beispiele der hohen Fertigkeit der Büchsenmacherkunst im frühen 18. Jahrhundert, wie ein Paar fein verbeinte Radschlossbüchsen in Kaliber 13 mm aus der bekannten Werkstatt des Joseph Mair in Innsbruck aus der Zeit um 1720/30. Neben den jagdlichen Einlagen aus graviertem und geschwärztem Bein, stechen die Beschläge mit Auflagen aus graviertem und durchbrochenem Messing ins Auge. Selten und in nahezu neuwertigem Zustand ist für das Paar schon ein Einstiegsgebot von 22 000 Euro gefordert. Gleiches System und auch als Paar kommen aus dem polnischen Teschen lange, ebenfalls sehr schön mit Beineinlagen in Form von Früchtebündeln, Tieren, Jagdszenen und Ranken dekorierte Pistolen, zum Aufruf. Um 1630 in Kaliber 12,5 mm und in der beachtlichen Länge von je 58,5 cm gefertigt werden sie mit 20 000 Euro angeboten.Schon sehr früh, um 1596, schuf der Dresdner Balthasar Dressler, die auf 12 000 Euro taxierte, militärische Radschlossbüchse im Kaliber 9,5 mm. Datiert, mit Vogelmarke gemarkt und monogrammiert mit „BD“ ist auch diese Waffe reich mit gravierten und geschwärzten Einlagen versehen. Dargestellt sind Groteskenköpfe zwischen Ranken und Rollwerkkartuschen sowie Maskaronen auf der Schaftunterseite.

Eine wahre Besonderheit verbirgt sich hinter der Losnummer 5050. Die bedeutende schwere Perkussions-Scheibenbüchse in Kaliber 21 mm aus Leipzig ist auf 1734 datiert und besticht nicht nur mit aufwendigen Einlagen, sondern zeigt zudem am Laufansatz einen vollplastisch geschnitzten Löwenkopf mit eingelegten Augen und Zähnen sowie auf dem Kolben beidseitig einen Drachen im Halbrelief. Äußerst dekorativ, technisch beeindruckend und von I.G. Wiegandt gemarkt sind für eine solche bemerkenswerte Büchse 12 000 Euro zur Gebotseröffnung gefordert.

Von Raritäten,wie einer Mauser Prototyp Model HSB, über eine seltene Roth-Pistole bis hin zu zivilen Jagdwaffen bieten sich den Interessierten im bereich der modernen Waffen eine sehr weite Offerte. Kaum veröffentlicht stieß die halbautomatische Pistole Mauser Prototyp Model HSB in Kaliber 7,65 mm Browning, Nr. 5 auf überaus rege Nachfrage. Hergestellt bei Mauser-Werke A.G. Oberndorf, fand die Waffe mit Werkzeug zum Entfernen der Griffschalen nie den Weg in die Serienfertigung. Nur sehr wenige Exemplare sind aus der kleinen und sehr aufwendigen Fertigung erhalten und selbst in der Fachliteratur fand sie kaum Eingang. Daher stellt die vorliegende Pistole ein äußerst rares Sammlerstück dar, dessen auch technische Besonderheit mit einem Mindestgebot von 12 500 Euro goutiert werden muss. Von einer Taschenpistole Roth Theodovic in Kaliber 6,7 mm Nr. 80 ist sogar nur die hier angebotene Waffe, neben Abbildungen in ausführlichen Fachdarstellungen, als einziges Realstück bekannt. Siebenschüssig und mit 120-mm-Lauf kann die Wiener Pistole ab 12 000 Euro eine neue Kollektion bereichern.

Eine Repetierpistole Gustav Bittner, Mod. 1893 in Kaliber 7,7 mm Bittner, Nr. 210 wurde vom Firmenchef persönlich entworfen und in Weipert/ Böhmen gefertigt. Sehr selten, denn auch diese Pistole konnte sich nicht am Markt durchsetzen und geschäftlichen Erfolg erzielen, und wurde gerade dadurch zum gefragten Sammlerstück, Taxe 8 500 Euro. Schon immer auf der Wunschliste vieler Waffeninteressierter steht eine Mauser, C 96 Bolo, in Kaliber 7,63 mm Mauser, hier in der Fertigung von 1901, mit USA-Händleradresse und einem Startpreis von 5000 Euro durchaus moderat angesetzt. Moderne Jagdwaffen wie eine Ferlach Bockdoppelbüchse, wunderbar graviert und in Kaliber 9,3x74 R, im Aufruf für 3400 Euro; eine Borovnik, Modell 98, in Kaliber 6,5 mmx68 und mit Zeiss-Fernrohr ausgestattet, mit Startpreis von 2500 Euro sowie eine Repetierbüchse von Blaser, Modell R93, Kaliber .375 H&H mit Zielfernrohr von Swarovski, die zu gleichem Preis angeboten werden kann.

Bereits am 22. Oktober kommen im Segment „Internationale Orden und militärhistorische Sammlungsstücke“ wieder sehr rare und außergewöhnliche Lose, ebenso wie Objekte für Sammlungseinsteiger zur Auktion. In diesem Herbst wurde Hermann Historica die Ehre zu Teil, die Preußen-Sammlung des bekannten Berliner Sammlers Gerhard Drewko (geb. 1914) in neue Hände zu vermitteln. Mit viel Sachverstand, Geduld und Gespür setzte er die Tradition der Familie fort, bereits der Großvater stand in enger Verbindung zur preußischen Armee, und sammelte Belege der großen Militärhistorie. Darunter finden sich so selten bis einzigartige Objekte wie eine silberne Fanfarentrompete des Regiments Garde du Corps, des ranghöchsten Regiments der preußischen Garde-Kavallerie, von 1784 und ab 20 000 Euro zu ersteigern. Ebenfalls ein Stück, das Status und Pracht des Militärs bestens zum Ausdruck bringt, ist die Standarte des Ulanen-Regiments „Großherzog Friedrich von Baden Nr. 7, um 1900 und ab 10 000 Euro zu erwerben. Natürlich ist auch der große Preußische Orden Pour le Mérite, hier von 1864 – 1866, mit Startpreis 10 000 Euro im Katalog vertreten und prachtvolle Helme wie der mit einem Löwen bekrönte, auf 10 000 Euro taxierte Helm M 1852 für Mannschaften und Unteroffiziere der Königlich-Bayerischen Leibgarde der Hartschiere komplettieren die reiche Auswahl.

Aber auch aus anderen Quellen begeistern die Einlieferungen, wie das Geschenk von 1882 der „Vereinigten Deutschen Telegraphen Gesellschaft“ an Fürst Otto von Bismarck. In diesem Jahr wurde die „Deutsch-amerikanische Kabelverbindung“ von der Gesellschaft weiter ausgebaut, da die bisherigen Einrichtungen dem zunehmenden Telegrammaustausch nicht mehr gewachsen waren. Auf dem Geschenk sind neben sieben Kabelquerschnitten aus Neusilber alle Zwischenstationen der gesamten Verbindung benannt. 15 000 Euro muss dieses auch unter technikhistorischer Sicht bedeutsame Stück aufgebracht werden.

Ungebrochen ist das Interesse an Objekten aus dem persönlichen Besitz gekrönter Häupter, wie sich gerade erst wieder im Rahmen der Schloss Auktion mit der sehr erfolgreichen Versteigerung der Abendrobe von Farah Diba bewies. Jetzt kommt von Kaiserin Elisabeth von Österreich das Oberteil eines schwarz-weißen Spitzenkleides mit Stehkragen und Paillettenbesatz zum Aufruf, das überaus aufwendig und zart gearbeitet einem Liebhaber schon 4800 Euro wert sein muss. Aus der Garderobe von Kaiser Wilhelm II. fand ein Unikat, seineSchirmmütze für Offiziere der Dragoner um 1900, ab 2500 Euro Eingang in die Kataloge und für sein goldenes Zigarettenetui mit Prägung von bekröntem Chiffre „W“ sind Gebote ab 3000 Euro erbeten. Ein Stück mit belegtem historischen Hintergrund, denn es wurde nach der entscheidenden Schlacht von Vitoria erbeutet, stellt ein seidenes Leibhemd von Joseph Bonaparte, König von Spanien (1768 – 1844), taxiert auf 4500 Euro, dar.

Auch der Bereich der internationalen Militaria ist wieder bestens aufgestellt, so ein punkvoller Geschenksäbel des Major J. Poysat, Adjutant-Major de la 3e Légion de la Garde Nationale de Paris, den er anlässlich seines Abschieds im Jahr 1849 erhielt. Der Major war 1848 maßgeblich an der Niederschlagung des Juniaufstandes beteiligt und erhielt eine wahrlich würdevolle und kostbare Blankwaffe, die jetzt ab 4900 Euro beboten werden kann. Ein herrlich gearbeiteter Paradesäbel für einen General im Zweiten Weltkrieg mit vergoldetem Buntmetall-Gefäß und Schildpattgriff kommt dagegen aus Japan. Ebenso hochrangig wie selten wird er mit moderaten 1900 Euro aufgerufen. Besonderen militärischen Glanz strahlt die schön erhaltene Unform eines Angehörigen der „Guardia Nobile“ aus dem Pontifikat Pius X. (1903 - 1914) aus. In leuchtendem Rot mit goldenen Epauletten, Gürtel, Kragen und Aufschlägen, muss sie einem neuen Besitzer mindestens 3000 Euro wert sein.

 www.hermann-historica.com

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