Geschichten

von Nataly Kemmelmeier

Sonderausstellung im Museum im Steinhaus

1835 wurde in Bönnigheim der Bürgermeister erschossen. Ein Richter hat damals die Kugeln untersucht und stellte merkwürdige Rillen darauf fest. Die Tatwaffe wies Haarzüge auf.

Nach einem Probeschießen konnten alle Bönnigheimer Gewehre als Tatwaffe ausgeschlossen werden. Die Forschungen zu diesem Mordfall zeigen nun, dass damit in Bönnigheim die Geburtsstunde der Kriminalballistik geschlagen hat. Seither galt Frankreich 53 Jahre später als Ursprungsland.

Der Mörder ist nach Amerika ausgewandert und im amerikanisch-mexikanischen Bürgerkrieg unter General Lee gefallen. Vorher hat er einem Freund den Mord gestanden.

Wer hätte gedacht, dass der Schuss durch die ganze Welt widerhallen würde, als Bönnigheims Stadtschultheiß Rieber im Jahre 1835 auf dem Hof des Kavaliersbaus hinterrücks erschossen wurde? Der Fall bricht einige Rekorde: Mit 37 Jahren weist der Mord die längste Zeitspanne zwischen Mord und amtlicher Aufklärung im 19. Jh. auf und ist im selben Jahrhundert Deutschlands einziger Mordfall, der durch einen Hinweis aus Amerika aufgeklärt werden konnte. Neuste Forschungen belegen, dass der damalige Ermittler der Allererste war, der anhand forensischer Ballistik eine Waffe als Tatwaffe ausschließen konnte. Bislang nahm man an, die forensische Ballistik hätte ihren Ursprung 1888 in Frankreich, dieser Fall jedoch setzt den Geburtsort in Bönnigheim mehr als 50 Jahre früher. Schlussendlich wurde die zur Aufklärung des Mordes ausgeschriebene Summe nach ebenfalls rekordverdächtigen 183 Jahren 2018 durch Bürgermeister Bamberger a. D. in den USA an die Nachfahren des damaligen Hinweisgebers übergeben. Hierbei erregte der Fall internationales Medieninteresse.

In einer Sonderausstellung, die von April bis Oktober besichtigt werden kann, können Besucher in die Ermittlungstechniken des 19. Jahrhunderts eintauchen, den Fluchtweg des Täters bis nach Amerika verfolgen und herausfinden, wie er auf außergewöhnlichste Weise 1872 endlich identifiziert werden konnte.

www.museum-im-steinhaus.de

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