Geschichten

von Nataly Kemmelmeier

Neues aus Wien

Wie auch im in wenigen Tagen erscheinenden DWJ 03/2019 nachzulesen, wollen eifernde Stadtobere Wien zur „waffenfreien Zone“ machen in der eigenartigen Hoffnung, dass sich Schwerkriminelle aus einschlägigen Milieus außerhalb Österreichs daran halten. Eine Wiener Bürgerin hat sich dazu öffentlich ihre Gedanken gemacht.

 

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Noch nie habe ich ein Schreiben wie dieses an das Rathaus geschickt, doch nun muß ich es einfach tun, da mir die Sache ein großes Anliegen ist. Was andere schon vor mir getan haben, erlaube ich mir nun ebenso nochmals anzumerken, auch auf die Gefahr hin, daß es zu Redundanzen kommt. Der Anlaß dafür ist leider ein trauriger.

Dass sich die Anzahl der Gewalt- und nicht zuletzt der Tötungsdelikte in der angeblich „sichersten Stadt der Welt“ häufen, und letztere entgegen dem internationalen Trend insbesondere gegen Frauen, haben Sie sich ja selbst schon eingestehen müssen. Solche Fälle wären eigentlich - bei aller Tragik - geradezu Paradebeispiele dafür, daß strenge Waffengesetze oder gar komplette Waffenverbote nichts bringen und nur dafür sorgen, daß die rechtschaffenen Bürger sich nicht einmal adäquat verteidigen können vor Verbrechern, die trotz aller Verbote illegal an Schuß- und sonstige Waffen gelangen und diese selbstverständlich auch in den Verbotszonen mitführen werden.

Konsequenterweise müßte man angesichts der sich in jüngster Zeit so häufenden Frauenmorde gerade den Frauen, nicht zuletzt um Geschlechtergleichheit zumindest bei den Verteidigungsmöglichkeiten herzustellen, die Möglichkeit geben, sich, wenn nötig, auch durch Waffengewalt adäquat zu verteidigen. Selbstverteidigungskurse sind zwar eine nette Sache zur körperlichen Ertüchtigung, auch im Sinne der Volksgesundheit, aber bei körperlicher Überlegenheit des Gegners in echten Verteidigungssituationen, die nicht unter Wettkampfbedingungen samt Kampfrichtern stattfinden, sinnlos. Leider werden allerdings aus solchen tragischen Ereignissen wieder einmal nicht nur nicht die richtigen Lehren gezogen, sondern sie werden im Gegenteil instrumentalisiert als Vorwand für die geplante Totalentwaffnung der Bevölkerung.

Unsere Waffengesetze sind bereits streng genug. Jetzt schon bekommt man als „normaler“ Bürger keinen Waffenpass ausgestellt, der das legale Führen von Waffen (eine nicht „geführte“ Waffe ist für die Verteidigung auf der Straße im Ernstfall sinnlos!) ermöglichen würde. Jetzt schon finden in Österreich zudem regelmäßige waffenrechtliche Überprüfungen mindestens alle fünf Jahre statt, die die Polizei davon abhalten, sich auf ihre Kernaufgabe, die effektive Bekämpfung von Verbrechen, zu konzentrieren. Die bei diesen Aktionen überprüfte Klientel, nämlich die Legalwaffenbesitzer, wurde davor schon psychologisch begutachtet, sodaß sich diese Leute mit Fug und Recht nicht nur als unbescholtene Bürger, sondern noch dazu als offiziell nicht geisteskrankbezeichnen dürfen. Jede weitere Verschärfung, jedes weitere Verbot, auch in einzelnen ausgewiesenen Zonen, wäre reine Schikane, vom zusätzlichen Verwaltungsaufwand sowie den -kosten ganz zu schweigen.

Wir Legalwaffenbesitzer, wir Jäger, Sportschützen und Waffensammler, protestieren auf das Schärfste gegen „Ihre“ Waffenverbotszonen, sei es mit lokaler Begrenzung oder, was Gott verhüten möge, wienweit. Diese Verbote richten sich nur gegen uns: gegen jene, die im Einklang mit den bisherigen Gesetzen Waffen besitzen und transportieren. Terrorismus und Kriminalität werden mit solchen Verboten und Beschränkungen nicht bekämpft, sondern die Täter werden im Gegenteil begünstigt, wenn die Legalwaffenbesitzer amtlich entwaffnet werden. Wer keine Skrupel hat, einen (per se schon verbotenen!) Mord oder Anschlag zu begehen, der hat erst recht keine Skrupel, eine Waffe illegal zu besorgen und verbotenerweise mitzuführen, plus er muß keine Gegenwehr des/r braven rechtstreuen Bürgers/In (ich gendere ausnahmsweise absichtlich) befürchten.

Werfen wir einen Blick über den großen Teich. Viel zu gerne werden „die laschen Waffengesetze der USA“ als abschreckendes Beispiel und als Grund etwa für Schulamokläufe genannt. Jedoch muß man differenzieren: Die Waffengesetze in den USA unterscheiden sich massiv zwischen den einzelnen Bundesstaaten und innerhalb dieser auch oft regional. Strenge Waffengesetze herrschen etwa in Washington DC, New York, Chicago und Kalifornien. Und wo passieren die meisten Verbrechen mit Schusswaffen? In Washington DC, New York, Chicago und Kalifornien. Natürlich nicht nur dort, zugegeben: USA-weit finden die meisten Amokläufe an Orten mit Waffenverboten wie etwa Flughäfen und vor allem Schulen statt. Da bekanntermaßen in den USA der Gun Free Schools Act erlassen wurde, muß man sich (bei aller Tragik dieser Ereignisse!) die zynische Frage stellen, wie so eine Waffe denn überhaupt ins Schulgebäude gelangt – wo doch Schüler von der Schule fliegen, wenn sie ein stumpfes Messer zum Apfelschneiden in der Jausenbox mitführen?

Und jetzt: wollen Sie sowas auch in Wien? Wollen Sie demnächst eine Häufung der Messer- und Schusswaffendelikte zunächst am Donaukanal und am Praterstern – und irgendwann, wenn Ihre Träume wahr werden, in ganz Wien? Wie stellen Sie sich die Sache in der Praxis vor allem bei einem Waffenverbot auf einem Bahnhof vor? Sollen Öko-Seppl und seine brav umweltfreundlich mit der Bahn in den nachhaltigen Urlaub in der Natur fahrenden Wandersportfreunde bestraft werden, wenn sie ein schneidfähiges Gerät zum Zuschneiden ihres vegetarischen Proviants in der Buckelkraxn haben? Oder brauchen sie dafür eine MBK (Messerbesitzkarte), wenn sie die legal von ihnen besessenen und polizeilich angemeldeten spitzen Geräte (taxativ samt Namen und Adresse des Besitzers im ZMR [zentrales Messerregister] angeführt) mitführen wollen, nachdem sie die messerpsychologische Verläßlichkeitsprüfungbeim Psychodoc absolviert haben? Warum ich so ein Beispiel anführe? -Rotgrün trifft mit solchen Aktionen letztlich sogar seine eigenen Wähler, unter denen es sicherlich nicht wenige von der Sorte „Öko-Seppl“ gibt, die sich dann unversehens des unerlaubten Führens einer Waffe (unbeschadet ihrer pazifistischen Einstellung) schuldig machen, sobald sie mit der U-Bahn oder S-Bahn den Bahnhof auch nur durchfahren.

Wir Legalwaffenbesitzer, wir Jäger, Sportschützen und Waffensammler, wollen nicht büßen für Verbrechen, die wir nicht verursacht haben. Man stelle sich vor, man würde etwa mit Autofahrern so verfahren wie bereits jetzt mit uns Legalwaffenbesitzern. Niemand muß grundlos alle fünf Jahre den Nachweis der Fahrfähigkeit erneut erbringen. Niemand muß seinen Führerschein abgeben, weil jemand anderer mit seinem Auto einen tödlichen Unfall verursacht. Und wenn bei Mordfällen und Terroranschlägen schon immer wieder (richtigerweise) argumentiert wird, man könne doch nicht die Angehörigen bestimmter Bevölkerungsgruppen "alle in einen Topf werfen" und pauschal verurteilen, so muß man diesen Gedanken auch komplettieren und den Legalwaffenbesitzern dieselbe Behandlung und Nichtdiskriminierung zuteil werden lassen.

Selbst in Gefängnissen findet Gewalt unter den Häftlingen statt – ein Paradebeispiel dafür, dass es hiezu keiner Schuss- oder Stichwaffen bedarf – Hände tun es auch. Lieber Herr Bürgermeister, wollen Sie wirklich aus der Stadt Wien – der angeblich lebenswertesten Stadt der Welt – ein einziges Riesengefängnis mit 1,8 Millionen Insassen machen? Wollen Sie ein volksnaher Bürgermeister oder lieber ein Gefängniswärter sein?

Seien Sie versichert, daß wir, die Betroffenen und Geschädigten, die Entwicklungen hinsichtlich „Ihrer“ Waffenverbotszonen genau beobachten und auch unser künftiges Wahlverhalten gerade auf Gemeindeebene danach ausrichten werden. Politiker und ihre Parteien, die einer weiteren Entwaffnung der Bevölkerung zustimmen, werden von uns sicher keine Stimme mehr bekommen. Es muß endlich Schluß sein mit diesen unsäglichen und sinnlosen Bevormundungen.

 Mit freundlichen Grüßen

Mag. Elisabeth Kainzmeier“

Quelle: Querschüsse-Newsletter, Georg Zakrajsek

 

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