Geschichten

Eine Bockbüchsflinte ist der ganze Stolz

Noch bis zum 22. September findet in Oberndorf am Neckar eine Sonderausstellung über das Büchsenmacherhandwerk und Georg Egeler statt. Die Zeitung „Schwarzwälder Bote“ stellte dazu freundlicherweise einen Bericht zur Verfügung.

Oberndorf. »Nur, was du selbst mit eigener Hand getan hast, hast du wirklich geschaffen«, so lautet ein Leitspruch des Oberndorfers Georg Egeler. Das Wirken des Büchsenmachers wird anlässlich seines 80. Geburtstags in einer Sonderausstellung im Museum im Schwedenbau aufgegriffen. Lineal, Zirkel und Schablone statt CNC und CAD – als Georg Egeler Büchsenmacher wurde, war die Zeit noch eine völlig andere. 1954 ging der damals 15-Jährige nach acht Jahren Volksschule zu Heckler? &? Koch, wo noch feinmechanische Teile gefertigt wurden, um eine Ausbildung zum Mechaniker zu beginnen. Durch persönliche Verbindungen – sein Vater kannte August Weiss, Waffenkonstrukteur bei Mauser – kam der Oberndorfer 1958 zu einer Vorausbildung in der Werkstatt des Büchsenmachers Walter Röll in der Oberstadt. 1964 wagte der damals 25-jährige Georg Egeler dann einen mutigen Schritt: Er begann eine Ausbildung zum Büchsenmacher in Ferlach (Kärnten). In Baden-Württemberg wurde eine solche Ausbildung damals nicht angeboten. Andreas Hable, Lehrer und Büchsenmachermeister, arbeitet seit dem Sommer 2017 ehrenamtlich im Waffenmuseum mit. Im vergangenen Jahr gestaltete er bereits die Sonderausstellung zum Tankgewehr M?1918. Bei der aktuellen Sonderausstellung hat er die Vitrinen im Museum bestückt und die Objekte aus dem Besitz von Georg Egeler beschrieben. Als Büchsenmacher müsse man ein Allrounder sein. Physik, Werkstoffkunde, Kenntnisse über Munition, Chemie, Feinmechanik, technisches Zeichnen, Waffenrecht, Arbeitsorganisation und Betriebswirtschaft gehören dazu. »Es gibt nur noch Wenige heutzutage, die Waffen wirklich selber bauen. Georg Egeler hat bis zuletzt mit der Feile in der Hand eigene Waffen geschaffen und damit Tradition und Moderne verbunden«, so Hable. 1966 machte Egeler parallel zur Familiengründung den Meister mit einem echten Unikat, einer edlen Bockbüchsflinte. Überhaupt gelte die Leidenschaft des Oberndorfers einer speziellen Art Waffe, weiß Berthold Reinke, Vorsitzender des Hegerings Oberndorf, zu berichten. Als er vor 20 Jahren in Egelers Geschäft gekommen sei, um Schrot zum Tontaubenschießen zu erwerben, habe dieser ihn für einen Jagdkurs begeistert. Mehr als 20 Jahre lang habe Egeler seine Jagdschüler in Epfendorf und Oberndorf begleitet, ihnen über die Schulter geschaut und sein Wissen weitergegeben. Heute erkläre er den Kindern die Natur und zeige ihnen seine geschossenen Trophäen mit dem Grundsatz des waidgerechten Erlegens, eines schnellen und sicheren Todes für die Tiere. »Er hat zwar an Kriegswaffen gelernt, aber seine Liebe gilt den Jagdwaffen«, meinte Reinke. 106 eigene Waffen hat der 80-Jährige hergestellt. Von 1968 an hatte er sein eigenes Geschäft in der Oberstadt. 2003 setzte er sich nach mehr als 30 Jahren zur Ruhe. Seitdem unterstützt er das Museum als Fachmann und Referent. So hat er beispielsweise die Waffenwerkstatt gestaltet.
In der Sonderausstellung sind unter anderem verschiedene Gewehrteile, aber auch ein altes Berichtsheft von Egeler mit präzisen Zeichnungen sowie mit großer Exaktheit und Geduld gebaute Gewehre. Sie ist noch bis August im Schwedenbau zu besichtigen.

Von Jasmin Cools

Foto: Büchsenmacher Georg Egeler präsentiert und erklärt in einer Sonderausstellung das Waffenhandwerk.

 

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