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Kurznachrichten

Zum Anstieg der Zahl Kleiner Waffenscheine

Der Anstieg der Zahl Kleiner Waffenscheine ist für die innere Sicherheit nicht relevant. Diese Aussage vertritt auch das Bundesinnenministerium.

Seit dem Jahr 2014 habe sich die Zahl der „kleinen Waffenscheine“ (KWS) in Deutschland bis Ende 2018 mehr als verdoppelt. Dies meldete das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, ein Zusammenschluss mehrerer regionaler Zeitungen, basierend auf einer Umfrage bei den Länder-Innenministerien. Nur über die Schlussfolgerungen aus diesem Anstieg gibt es unterschiedliche Interpretationen.

Während bei einer Regierungs-Pressekonferenz  fragende Journalisten den Anstieg „besorgniserregend“ fanden und die Gewerkschaft der Polizei vor „amerikanischen Verhältnissen“ warnte, sieht das zuständige Bundesministerium des Innern durchaus Positives. BMI-Sprecher Sören Schmidt: „Sie müssen verstehen, dass die Erteilung eines Kleinen Waffenscheines und damit einer bestimmten Erlaubnis zum Führen von Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen aus behördlicher Sicht (…) mit einem Sicherheitsgewinn einhergeht. Denn die Personen, die diesen Waffenschein beantragen, werden darauf hingewiesen und erhalten Hinweise dazu, wie mit diesen Gegenständen umzugehen ist. (…) Wir würden es eher so sehen, dass wir dadurch, dass viele Menschen diesen Waffenschein beantragen, eine bessere Verbreitung über das Wissen um den sicheren und den richtigen Umgang mit solchen Gegenständen, solchen Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen erreichen. Insofern ist es durchaus in unserem Sinne, dass diese Erlaubnisse weiter verbreitet werden.“

Auch der Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler (VDB) sieht im Zuwachs der KWS nur die konsequente Fortführung der Idee, die der Gesetzgeber schon seit den 1970er-Jahren mit der Zulassung geprüfter Gas- und Schreckschusswaffen verband: Der Bevölkerung sollte ein legales Mittel zur Selbstverteidigung verbleiben, während parallel scharfe Schusswaffen erwerbscheinpflichtig wurden. VDB-Geschäftsführer Ingo Meinhard: „Der Antrag auf Erteilung eines kleinen Waffenscheins ist mehr als nur ein Formular. Wir brauchen keine Angst vor denjenigen mit einem KWS haben, sondern eher vor denjenigen, die keinen besitzen und sich nicht, wie seit 2003 vorgeschrieben, der behördlichen Kontrolle unterziehen, von den Kosten, um etwa 50 Euro je nach Behörde, ganz abgesehen.“

Der KWS berechtigt im Übrigen zum „Führen“ (= zugriffsbereites Tragen) einer beliebigen (aber PTB-geprüften) Schreckschusswaffe, die auf dem Schein aber nicht näher definiert ist. Da Schreckschusswaffen in großer Anzahl wegen der Originaltreue zum „scharfen“ Vorbild und wegen Sonderausführungen, anderem Finish und ähnlichen Unterschieden auch Sammelobjekte sind, steht die Verkaufszahl dieser freien Waffen auch in keinem direkten Zusammenhang mit der Zahl der erteilten kleinen Waffenscheine. Meinhard: „Es gibt seriöse Sammler, die mehrere hundert Modelle in Vitrinen aufbewahren und auch nur zwei Hände haben, um mit dem KWS eine davon zu führen.“ Wenn sie das überhaupt wollen, und nicht nur den KWS „für alle Fälle“ beantragt haben. Denn die Nachfrage nach robusten, alltagstauglichen Schreckschusswaffen stieg von Silvester 2015 bis Mitte 2017 parallel zu den vielen Meldungen in der Presse und führte kurzfristig zu Lieferproblemen. Das ist aber wieder vorbei. Einzelne Bundesländer melden, so BMI-Sprecher Schmidt weiter, auch schon einen Rückgang der KWS-Anträge.

Wer sich mit der Technik von Schreckschusswaffen nicht auseinandersetzen möchte, dem bleiben andere freie Abwehrmittel. So hat der Gesetzgeber auch geprüfte Abwehrsprays schon ab 14 Jahren zugelassen. Auch Schrillalarme, Trillerpfeifen oder Taschenlampen mit irritierendem Stroboskopeffekt sind erhältlich. All dies dient, wie auch Schreckschusswaffen, nur einem einzigen Zweck: sich durch das Erschrecken des Angreifers die wertvollen Sekunden zu verschaffen, die man zum Weglaufen braucht. Und schließlich zeigt die Nachfrage auch, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung, quer durch alle Altersschichten, offenbar unsicher fühlt – denn wenn es um Sekunden geht, ist die Polizei oft endlose Minuten weit entfernt.

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