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Nach dem furchtbaren Massaker von Las Vegas steht in manchen Medien die Waffengesetzgebung in den USA im Fokus. In der Regel wird diese Gesetzgebung als Verursacher solcher Taten dargestellt und Verschärfungen gefordert. Wie ist die Faktenlage?

Mehr Waffen, mehr Tote, so behaupten die meisten Kommentatoren und erklären:

"Mehr Waffen gehen Hand in Hand mit mehr Toten durch Schussverletzungen. Dieser Zusammenhang lässt sich international deutlich zeigen. Und zwar nicht nur bei den USA, sondern auch bei vielen anderen Ländern, wie beispielsweise der Schweiz, aber auf einem viel niedrigerem Niveau. Die Vereinigten Staaten sind ein krasser Ausreißer nach oben." Das schreibt etwa www.sz.de

Doch wie sind die Fakten? Nehmen wir die vergangenen 25 Jahre - in dieser Zeit hat der Zivilmarkt in den USA mindestens eine hohe zweistellige Millionenzahl an Schusswaffen aufgenommen. Die Mordrate, auch die Schusswaffenmordrate, ist aber auf rund 50 Prozent gesunken! Daran ändern auch einzelne furchtbare Vielfachmorde nichts. Blickt man weiter zurück, trifft man auf die offizielle Mordstatistik für die zurückliegenden 120 Jahre in den USA, sie zeigt deutliche Spitzen zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise, Anfang der 1980er- und 1990er-Jahre. Über die Gründe dafür liegen umfangreiche Studien vor. Interessant: Seite Mitte der 1990er-Jahre hat sich die Mordrate wie erwähnt in etwa halbiert, trotz enorm gewachsener Waffenbestände bei den Bürgern. Die These, das mehr Waffen mehr Morde verursachten, lässt sich nicht halten.

Waffengesetzgebung: Insgesamt herrscht in den USA eine große föderalistische Vielfalt hinsichtlich der Waffengesetzgebung. Mit anderen Worten: Die Waffengesetze in den USA sind sehr unterschiedlich streng. Doch werden Staaten und Städte mit schärferen Gesetzen auch wirklich weniger von Schusswaffen-Kriminalität geplagt? Eine solche Korrelation ist nicht erkennbar. Tatsache ist: Staaten mit strengeren Waffengesetzen haben nicht weniger Tote durch Schusswaffen. Aber ein einheitliches Bild ergibt sich daraus nicht. Unter den zahlreichen Staaten, die laut der Brady Campaign (Brady Campaign to Prevent Gun Violence, eine einflussreiche Interessenorganisation) besteht eine erhebliche Bandbreite von solchen mit geringer bis zu solchen mit hoher Tötungsdelikt-Rate.

Studien zufolge sind andere Faktoren zu berücksichtigen, beispielsweise Wohlstand, Bildungsgrad, die Existenz von Drogenmilieus oder nicht näher bekannte kulturelle Faktoren, die auf die Mordraten Einfluss nehmen. Dass die Staaten im «tiefen Süden» unter einer besonders hohen Zahl von Tötungsdelikten leiden, könnte statt mit den lockeren Waffengesetzen auch mit der dort verbreiteten Armut und einem hohen Anteil wenig gebildeter Einwohner zu tun haben.

Murder Statistics USA

Begeht ein Killer eine furchtbare Tat mit einer wie auch immer beschafften oder gebastelten Bombe oder einem LKW wie in Nizza, richtet sich die Diskussion nie auf das Tatmittel. Ist allerdings eine Schusswaffe im Spiel, ist das grundlegend anders. Man greift die Möglichkeit zum Besitz von Schusswaffen an und fordert lautstark Verbote. Folgerichtig wird dann gefordert, dass privater Waffenbesitz unterbunden werden müsse. Man stützt sich dabei auf Untersuchungen, die ergeben haben, dass bei Personen- und Familientragödien, meist begangen in Form des erweiterten Suizids, ungefähr 50% der verwendeten Schusswaffen legal waren. In einer Stellungnahme des Max-Planck-Institutes wird sogar behauptet, dass eine große Verbreitung von Schusswaffen in Privathaushalten wie in den USA und der Schweiz die Wahrscheinlichkeit von Sui­ziden und Tötungsdelikten erhöht. Woher diese Kenntnisse stammen, wird nicht belegt.

Tatsächlich ist es aber so, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Die hier zugrunde liegende These, wonach Schusswaffenbesitz auch Gewalt auslöst, plakativ mit dem Sinnbild bezeichnet „der Abzug zieht den Finger“, ist mehrfach wissenschaftlich widerlegt. Eine umfangreiche Bewertung des Beweismaterials aus Anlass des Dunblane-Attentates in England 1996 widerlegt die Behauptung, dass eine starke Beziehung zwischen Verfügbarkeit von Waffen und nationalen Mord­raten besteht. Wenn tatsächlich Tötungsdelikte mit der allgemeinen Verfügbarkeit von Schusswaffen in einem Zusammenhang stehen, warum haben dann die Niederlande eine ähnlich große Mordrate (11,8 pro Million Einwohner) wie die Schweiz (11,7), wenn doch nur 1,9% der niederländischen Haushalte Schusswaffen besitzen, gegenüber 27,2% in der Schweiz? Wie stimmen diese Zahlen überein mit den Verhältnissen in Italien, das einen ähnlich großen Prozentteil an Haushalten mit Schusswaffen (16%) hat wie Belgien (16,6%) und Schweden (15,1%), jedoch eine 1,5-mal höhere Mordrate mit Schusswaffen als Belgien und eine sechs Mal höhere als Schweden?

Und noch eine verblüffende Zahl: Vergleicht man die Zahlen von Mord mit Schusswaffen in Verbindung mit dem Waffenbesitz in den USA und in Japan, so hat sich herausgestellt, dass trotz eines allgemeinen Waffenbesitzverbotes in Japan die japanische Rate der Verwendung von Schusswaffen bei Mord zwei Mal so groß ist wie jene in Amerika.
Wer solche Schlussfolgerungen zieht, muss sich auch mit dem Musterbeispiel Schweiz auseinandersetzen. Diese hat pro Kopf die am stärksten bewaffnete Bevölkerung der Welt, allerdings verbunden mit einer unleugenbar tiefen Kriminalitätsrate. Dies ist eine ständige Verlegenheit für jene, die einen Zusammenhang zwischen Gewalt und Verfügbarkeit von Waffen konstruieren wollen.

Demzufolge haben schon 1994 der Kriminologe Prof. Dr. Franz Csaszar von der Universität Wien und Ernst Dobler in seiner Dissertation an der Universität Freiburg vor über 20 Jahren erkannt, dass Verschärfungen des Waffenrechts erfahrungsgemäß nur die rechtstreue Bevölkerung treffen. Ihre Entwaffnung kann im Extremfall sogar kriminalitätsfördernd sein, weil die Wahrscheinlichkeit einer bewaffneten Abwehr von Gewalttätern schwindet. Dobler zog einen ähnlichen Schluss in seiner Dissertation und führte aus, dass die Erkenntnis, dass eine Verringerung der vorhandenen Schusswaffen nicht notwendig eine Verringerung der Schusswaffendelikte zur Folge hat auch für Deutschland anwendbar ist.
Ein Blick über den großen Teich bestätigt die vorstehenden Ausführungen. In New York gibt es beispielsweise seit 20 Jahren ein Gesetz (Sullivan Act), das den privaten Waffenbesitz praktisch verbietet. Alljährlich werden aber in New York allein 10?000 Kinder unter 16 Jahren wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen. Nahezu räumlich eng zusammenliegende Städte wie Washington und das über Brücken jederzeit erreichbare Areal der Stadt Arlington zeigen verwirrende Ergebnisse. In Washington mit einem absoluten Waffenbesitzverbot für Bürger ohne politische Verbindungen ist die Mordrate zehn Mal so hoch wie im waffenrechtlich liberalen Arlington. Auch neueren Erkenntnissen und Erfahrungen zufolge, ist die Einschränkung des legalen Waffenbesitzes im Hinblick auf mit Schusswaffen begangene Straftaten wirkungslos. Nach dem fast generellen Verbot des Schusswaffenbesitzes in England ist die Anzahl der Delikte mit Schusswaffen wie Raub, Mord, Körperverletzung etc. sprunghaft (80%) angestiegen. Das Verbot hat also bei den Kriminellen nichts bewirkt und keinerlei abschreckende Wirkung gezeigt, sondern nur den gesetzestreuen Bürger betroffen.

Gerne wird auch das Beispiel Australiens angeführt, wo man 1996 nach einem Amoklauf das Waffengesetz verschärft hat und in der Folge die Mordrate gesunken sei. Analysiert man aber die entsprechende Statistik, stellt man für die ersten Jahre nach 1996 einen Anstieg der Mordrate fest, bevor sie erst 2002 unter die Rate von 1996 sank. Ein Blick auf die 100 Jahre zurückreichende Statistik zur Anzahl der Morde mit Feuerwaffen zeigt, dass diese Rate schon seite Mitte der 1980er-Jahre sehr deutlich zurückgeht. Dass die Waffenrechtsverschärfung von 1996 in Australien keinen Effekt zeigten konnte, wird auch dadurch deutlich, dass dort rund 90 % der Morde nicht mit Feuerwaffen begangen werden.

Artikel zum Thema aus dem DWJ - Dem Magazin für Waffenbesitzer

Waffenbesitz - über die Verhältnisse in den USA

Das Klischee der „amerikanischen Verhältnisse“ spukt in vielen Köpfen. Darunter verstanden wird die Vorstellung, es sei sehr einfach, in Amerika Waffen zu erwerben, sei es unter Vorlage eines Führerscheins oder eines Personalausweises bezogen auf Waffen aller Art.

DR. JUR. HANS SCHOLZEN

https://www.dwj.de/dwjdigital/kostenlos/Scholzen-Waffenbesitz-USA.pdf (klicken für PDF-Download)

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