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Kurznachrichten

Nachruf: Hans J. Heigel – Ein leiser Abschied

Tiefer verwurzelt im Schützenvereinwesen, im Sportschießen, im Handel mit Jagd- und Sportwaffen und der notwendigen Munition kann man nicht sein als es Hans Jakob Heigel über Jahrzehnte gewesen ist. Er gehörte zum Urgestein der Szene wie kaum ein Zweiter. Dieser urgemütliche, immer gut gelaunte Pfälzer, unser Autor, unser Ratgeber, unser Freund, hat uns am Abend des 12. Januar 2020 überraschend im Alter von nur 65 Jahren für immer verlassen. Bei der gesamten Belegschaft der dwj Verlags-GmbH ist die Trauer groß, sein Verlust schmerzt immens.

Hans J. Heigel hat ­seine schriftstellerische Tätigkeit für das DWJ in der Maiausgabe 1986 mit einem Beitrag über die Löwenbüchse von Paul Jaeger begonnen, als er noch Finanzbeamter war. Recherchiert man im Suchsystem des DWJ-Archivs, so findet man den Eintrag „Heigel“ weit über 1000 Mal. So viele Beiträge hat unser Hans für das Deutsche Waffen-Journal seit jenem Mai 1986 geschrieben und veröffentlicht, tausende Seiten seines großen Fachwissens zur Verfügung gestellt, das er sich – angetrieben durch seine außergewöhnliche Begeisterung für Waffen – über Jahrzehnte erarbeitet hat. Er hat damit in hohem Maße zur Reputation des DWJ beigetragen. Er arbeitete mit einer selten festzustellenden Begeisterung an seinen meist selbst gewählten Themen, die er wiederum durch seine überaus kommunikative Art bei Telefongesprächen mit seinen Bekannten im Fachhandel und den DWJ-Redakteuren entwickelte. Er dachte wie ein Redakteur, er agierte wie ein Korrespondent und er schrieb wie ein Schriftsteller. All das tat er als Freund. Diese Freundschaft war weit mehr als Solidarität, es war eine tief aus seinem Innern kommende Verbundenheit mit „seinem“ DWJ.

Seine Freundlichkeit und die außerordentliche Qualität seiner Beiträge durften vor allem Neueinsteiger in der DWJ-Redaktion genießen: Seine Beiträge waren es, an denen Volontäre oder Jungredakteure ihr Redaktionshandwerk für das DWJ lernen konnten, weil das gerade mit seinen Beiträgen einfach war. Und wenn dem Youngster einmal ein Ablauf nicht geläufig war, Hans war am Telefon immer zur Stelle, um ihn sachte und ganz ohne Überheblichkeit auf das richtige Pferd zu hieven.
Wir in der DWJ-Redaktion schätzten nicht nur seinen Rat, wir suchten ihn. Und immer konnte er helfen. Er hatte tiefe Einblicke in die Seele der Leserschaft, weil er 45 Jahre Schatzmeister des Schützenvereins Bann war. Und weil er in kleinem Rahmen abends in seinem Haus ein kleines Fachgeschäft betrieb, wo er viel Zeit mit Kundengesprächen verbringen konnte. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse ließ er immer direkt in seine Arbeit für das DWJ einfließen.

Hans konnte aus medizinischen Gründen nicht an einschlägigen Presseveranstaltungen teilnehmen. Trotzdem war er immer mindestens genauso gut und genauso schnell über Neuheiten, über Trends, über den Stand der Waffengesetzgebung informiert, als wenn er ständig unterwegs gewesen wäre. Das Telefon war sein Werkzeug für die Netzwerkarbeit. Per Internet ­beamte er sich in Sekundenschnelle auf jede interessante Firmenwebsite der Welt.

So machte er sich zu einer Informationsdatenbank, die ihresgleichen sucht. Dieses große Wissen kam Lesern zugute, die mit ihren Fragen über das Wiederladen, das Präzisionsschießen, über amerikanische oder 98er-Waffen bei ihm bestens aufgehoben waren.

Die Nachricht vom plötzlichen Tod unseres lieben Hans Heigel macht uns alle unendlich traurig. Er war das feste Standbein schlechthin in der Schar der freien Mitarbeiter.

Und doch war er speziell für mich und die Mitglieder der Redaktion weit mehr als ein freier Autor. Er war ein wahrer Freund, er war ein integrales Mitglied unserer DWJ-Familie. An sieben Tagen in der Woche und an 24 Stunden am Tag konnte man ihn anrufen, wenn man seine Unterstützung brauchte. Es war ihm nie zu viel, er freute sich, wenn er uns helfen durfte. Und dabei durften wir ihn nur als den Pfälzer mit einem verschmitzten, intelligenten Humor kennenlernen. Schlechte Laune gab es bei ihm nicht, auch wenn er durch ­seine körperlichen Handicaps sicher allen Grund dazu gehabt hätte. Sich mit ihm zu unterhalten, war immer eine große Freude und auch intellektuelle Bereicherung – und auch schon einmal ein Schreck: Einmal erwischte ich ihn ge­rade auf dem Weg ins Krankenhaus, als er einen leichten Herzinfarkt erlitten hatte.
Wir, die wir ihm freundschaftlich verbunden waren, wussten so gut wie er, dass sein Leben immer besonders gefährdet war, er quasi von der ­Schneide einer Rasierklinge aus agierte. Wir verdrängten die Sorge, so gut wir konnten. Jetzt wurde aus der Sorge um sein großes Herzproblem Gewissheit … irgendwann holt es einen trotz aller ärztlichen Bemühungen ein. Trotzdem kam der leise Tod viel zu früh.

Er wird uns, er wird speziell mir, unendlich fehlen, als Mann des DWJ und als Freund. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Walter Schulz, Herausgeber

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