Schießsport

Deutsche Meisterschaften der Vorderladerschützen

Am letzten Wochenende im Juli, und damit nur eine Woche vor dem sportlichen Großereignis des Jahres, fanden die Titelkämpfe der Vorderladerschützen des DSB in Pforzheim statt. Ort des Geschehens, wie in den Jahren zuvor, dass Landesleistungszentrum (LLZ) des Württembergischen Verbandes.

Das LLZ stand dabei schon ganz im Zeichen eines weiteren sportlichen Großereignisses – der Weltmeisterschaft im Vorderladerschießen Mitte August (siehe Kasten). Grund genug sich dafür „rauszuputzen“, das LLZ zeugte von sicht- und nutzbaren Renovierungsarbeiten. Eher „english“ bereits das DM-Wetter, Nieselregen, Wind, Gewitterwolken, 18oC. erst Am Sonntag kam die Sonne mit Temperaturen von 21 Grad.

Wie immer ging es nicht nur um Titel und Medaillen, für die 26 Männer und Frauen des DSB-Vorderlader-Teams war es gleichzeitig die Generalprobe. Generalprobe auch in Sachen Organisation: an den drei Wettkampftagen standen für elf Wettbewerbe insgesamt 1235 Starts auf dem DM-Programm, die sich auf sechs Lang-, srei Kurzwaffen und zwei Wurfscheibendisziplinen verteilten. Für die Mehrzahl der DM-Teilnehmer bildete es den sportlichen Höhepunkt und Abschluss der Meisterschaftssaison mit dem Vorderlader. Dabei ist für so Manchen mit der erstmaligen oder neuerlichen Qualifikation das Saisonziel erreicht, die DM-Teilnahme das „Sahnehäubchen“. Für Altmeister wie Helmut Mohr ist es „liebevolle Tradition“, war der Mayener doch zum 38. Mal ohne Unterbrechung dabei.


Die Wettbewerbe

An Franz Lotspeich geht nichts vorbei – gewann der mehrfache Welt- und Europameister bereits 2011 beide Einzelwettbewerbe, gelang ihm heuer die Wiederholung (!). Und er setzte leistungsmäßig noch eine Steigerung obendrauf: mit der Perkussionsflinte wiederholte Lotspeich seine Topleistung (49 Treffer) vom Vorjahr und legte damit den Grundstein für den Mannschaftsrekord der Pforzheimer (Dupont/Waidner/Lotspeich). Doch reichte es diesmal nicht auf Anhieb zum Titelgewinn – erst im Stechen konnte sich der mehrfache Welt- und Europameister gegen den ebenfalls Topform zeigenden Donauwalder Martin Huber durchsetzen. Armin Grübl im Vorjahr noch zweiter, reichten seine 48 Treffer (!) „nur noch für Bronze“. Bärenstark also das Verfolgerfeld, nicht weniger als fünf Schützen mit je 47 Treffern traten zum Stechen um die Plätze an.
Mit der Steinschlossflinte bleib Franz Lang (47 T.) nur einen Zähler hinter Lotspeich, der diesen Wettbewerb nicht nur gewann, sondern auch den bestehenden Rekord (48 T.) von Werner Pahl egalisierte. Übrigens am Samstagnachmittag startete „der Herr der Wurfscheiben“ noch mit dem Perkussionsgewehr….


Vor dem Stechen des Steinschlosswettbewerbes bat der langjährige Wettkampfleiter (Wurfscheibe VL)Werner Goldschmidt um eine Trauerminute für verstorbene Aktive, darunter der mehrfache Weltmeister Werner Pahl (Emsland).
Sensationell dann der Mannschaftswettbewerb Steinschlossflinte: dem Überraschungssieger des Vorjahres, SSC Emsland Nord gelang eine erfolgreiche Titelverteidigung. Tags zuvor hatte das Emsländer Team in der Besetzung Roland und Heinrich Robben sowie Dirk Schulte bereits Bronze verbuchen können, diesmal kam es in der Besetzung Schulte, Köster, R. Robben nicht nur zur erfolgreichen Titelverteidigung, Dirk Schulte sicherte sich Bronze im Einzelwettbewerb. Damit katapultierte sich der Emsländer außerdem auf Platz 2 in Sachen Medaillenausbeute. Erfolgreichster Teilnehmer der Flintenwettbewerbe war Lotspeich (2xE/2xM), der sich mit Söhnstetten, dabei auch Veteran Hans-Georg Heinzmann noch Mannschaftssilber sicherte. Bronze ging bei Treffergleichheit an Sulzdorf-Hessental 1 vor Odenwald.
Ausrüstung – Altbewährtes. Für seine Erfolge verwendet Franz Lotspeich Repliken der Mortimer Flinte aus Pedersoli-Fertigung. Gegenüber dem nach wie vor sehr populären Gallyon Modell gilt diese zwar als schwerer, aber auch ruhiger im Schuss. Andere DM Teilnehmer wie Armin Grübl geben der besseren Balance und Führigkeit des Gallyon Modells den Vorzug, gebrauchte Modelle dieses Typs sind daher nach wie vor gefragt.  Wie auf der IWA zu erfahren war, wird das Modell wohl wieder produziert (IAB), nur lag zum Messezeitpunkt keine Nachfrage seitens eines deutschen Importeurs vor.


Statische Kugel-Wettbewerbe: Muskete 50 Meter stehend.

Mit dem „Glattrohr“ siegte mit Günter Kunz nicht nur ein Nationalteammitglied, Kunz fungiert in Absprache mit Heiner Gabelmann auch als „Equipe-Chef“ des Vorderlader-Longe Range Team im DSB. Leistungsmäßig bleib Kunz mit 141 Ringen nur einen Ring unter dem bestehenden Rekord von Robinson Nitsche. Der rudimentären Visierung zum Trotz – nur Korn – platzierte Kunz mit ausgefeilter Anschlagstechnik die letzten fünf Schuss in Folge im Zehner. Dabei widerspricht sein „offener“ Stehend-Anschlag jedem Lehrbuch.
Bei seinen Erfolg setzte der 51jährige Kunz auf ein Original: ein in Lüttich gebautes, französisches Modell 1777 ohne Backenausschnitt in sehr gutem Erhaltungszustand. Um die dünnwandige Laufmündung nicht mit den Pflasterkugeln zu beschädigen, verwendet der Chemietechniker einen zusätzlichen Mündungsaufsatz.
Zweiter wurde mit deutlichem Abstand (134 R.) Nationalteamkollege Frank Börtzler vor Jens Fischer. Nicht in Topform zeigte sich an diesem Wochenende der zweifache Titelverteidiger Roland Juranek (7./130 R./Nennslingen).

Perkussionsgewehr 50 Meter stehend

Naturgemäß deutlich „feinmechanischer“ die Visierungen im Wettbewerb Perkussionsgewehr 50 Meter (stehend) Auf Rekordjagd ging einmal mehr Michael Sturm: 14 Zehner verbuchte der 27 jährige Ingenieur bereits, doch beim Letzten zeigte die Elektronik der Meytonanlage ein 9,8. Das „neue“ Gewehr stammt „wie üblich“ aus dem Bestand von Vater Dieter: auf den ersten Blick ein typischer „Greuling Stutzen“, Kaliber .38 der ehemaligen Firma Rolf Wolf, doch mit einem für dieses Muster untypischen schweren Ferlacher Lauf.
Neben Sturm auf dem Siegertreppchen (Schützenklasse) mit Andreas Schuch und Tobias Uhrig frische Gesichter, auch hier zeichnet sich ein allmählicher Generationswechsel ab. Titelverteidiger Erwin Gloßner musste sich diesmal mit Platz fünf vor Ralf Rommel begnügen.
Die Altersklasse entschied Wolfgang Virsik erneut für sich (147 R. Unterhammer/Dedinski), während Rekordschütze Walter Massing in diesem Jahr nicht über Platz vier hinaus kam.


In Stehend-Wettbewerb geben die schweren Scheibenbüchsen mit langen Hakenkappen, Feinvisieren und Handstützen den Ton an. Neben den Repros der Schweizer und Tiroler Stutzen finden sich auch Unterhammer, der Trend zu hochwertigen Custom-Fertigungen (Dedinski, Krebs, Mohr) setzt sich dabei weiter fort. Eher vereinzelt fanden sich noch die in früheren Jahren populären Jagdbüchsen im Stile der „Hawken oder Tryon Rifles“.
Und auch hier wieder „Originale“ unter den Medaillengewinnern, so etwa der Stutzen des bayerischen Referenten Leonhard Brader. Seine gelungene Titelverteidigung (Senioren) verpasste er bei Ringgleichheit mit Reiner Winkler (147 R./Rockenhausen) denkbar knapp.


„Familiensache“


Silber blieb in der Familie: Ehefrau Gudrun Wittmann sicherte sich mit einem Bristlen (Replik/Pedersoli) Platz zwei in der Damenwertung, und dann gab es doch noch Gold: im Verbund mit Johannes Oberpriller verwies die Schongauer Mannschaft (437 R.) den 2fachen Titelverteidiger Thalmässing (433 R./Gloßner, Juranek, Emmerling) auf Platz zwei. Thalmässing nahm es sportlich - drei Mal hintereinander wäre ja fast schon unsportlich - so der Kommentar. Dritte wurde übrigens Darmstadt mit Dr. Schlösser und dem Ehepaar Petra Leonhard/Günter Kunz (432 R.). Familien-Bande finden sich häufiger: so auch beim Viertplatzierten Waldstetten (431 R.) mit den Gebrüdern Rommel.
Bei den Damen sicherte sich Rekordhalterin Barbara Ukas (146 R./Schweizer Stutzen, Kaliber .38, Wolf) zum erneuten Male den Titel, Ulrike Krebs (145 R.) komplementierte bei Ringgleichheit (Wittmann 145 R./Bristlen) die Damenriege auf Platz Drei. Gegenüber dem Vorjahr war das Leistungsniveau ausgeglichener, diesmal mit leichten Vorteilen für die Schützenklasse (!)


100 Meter Wettbewerb Perkussions-Dienstgewehr liegend

Das überraschende Ende einer Dauersieg-Serie – Kaderschützen trumpften auf.
Eigentlich rechneten alle mit einer erneuten Titelverteidigung des Bremer Rekordhalters Robinson Nitsche, doch den „Quigley aus dem Norden“ – Nitsche ist u. a. Long Range Weltmeister mit der Schwarzpulverpatrone - plagen seit Beginn des Jahres altersbedingte Augenprobleme: nur bei sehr hellem Tageslicht kann er die Visierung seiner original „Zouave“ noch deutlich erkennen, nun so hell war es nicht – abgeschlagen landete Nitsche auf Platz 11 (135 R.). Dafür trumpften die Nationalkaderschützen auf:
Der neue Deutsche Meister mit dem Dienstgewehr heißt Siegfried Jungwirth, mit 139 Ringen sicherte sich der Routinier den Titel vor seinen Nationalteamkollegen Reiner Holla und Tania Heber. Bei Ringgleichheit (138 R.) hatte „Rotkäppchen Tania“ das Nachsehen um 2,2 mm. Stark auch hier das Verfolgerfeld mit je drei 137  und 136 Ringeschützen.


Bei den Gewehrmodellen lag der Schwerpunkt neben begehrten aber rahren originalen US-Zouave auf den englischen 1858 und württembergischen 1854 Modell sowohl als Repro als auch Original. So verwendete Lothar Schröder zum wiederholten Mal ein Hannoveraner Modell (Kaliber 62, wunderschöner Damastlauf), Michael Ruschey setzte ein in Belgien gebautes „Enfield Modell 1858 ein. Repros gabs auch schon damals! Auf „Neu“-Repro setzte dagegen Michael Sturm: ein österreichisches Modell 1854, Custom Made und wettkampferprobt von Vater Dieter Sturm.
Freigewehr 100 Meter (liegend). Deutlich eleganter die Perkussionsfreigewehre: Neben dem hier allgegenwärtigen Unterhammersystemen, platziert sich der britische Stil: Halbschäftungen mit Pistolengriff und Rahmen-Dioptervisierung, Korntunnel mit Wasserwaage und wechselbaren Einsätzen. Neben dem Tunen von Repliken aus Serienproduktion geht der Trend auch hier weiter zu aufwendigen Custom Nachbauten sowie hochwertigen und dabei schussstabilen Feinvisierungen. Nicht nur das Originale extrem selten und daher teuer sind, auch die Produktion des Paker Hale Volunteers Modells ist schon Repro-Geschichte.


Gewonnen hat - der Verlierer des Vortages -„Quigley“ Nitsche. Mit der geschlossenen Visierung bestätigte der Bremer einmal mehr seine Wettkämpfstärke (148 R.) und punkte gleich dreimal: zusammen mit dem Exnationalen Edmar Beier (144 R.) und Christoph Storck (142R.) gewann der Bremer nicht nur die Mannschaftswertung, sondern sie schossen auch neuen Deutschen Rekord (434 R/alt 429).
Zweiter im Einzel wurde zur allgemeinen Überraschung „Stehendspezialist“ Walter Massing mit 146, ringgleich aber 5,7 mm besser als Kaderschütze Thomas Baumhakl. Auf Platz vier führte Michael Ruschey ein vierköpfiges „145er“ Feld an.

Baumhakl und das Steinschloss

Für Thomas Baumhakl blieb es nicht bei Bronze, mit 144 Ringen sicherte er sich den Titel im Stehendwettbewerb mit dem Steinschlossgewehr, dazu gesellte sich noch eine weitere Bronze im Liegendwettbewerb. Mit den Mannschaftserfolgen, war Baumhakl einer der erfolgreichsten Medaillensammler dieser DM.
Den Meistertitel im 100 Meter Liegendwettbewerb Steinschloss konnte sich bei Ringgleichheit der Landsberger Christian Trumpf vor dem Euskirchenern Horst Bär sichern. Der zweimalige deutsche Meister und Titelverteidiger Johannes Dippel kam diesmal nicht  über eine Platzierung im Mittelfeld hinaus.
Ohne Dampf geht im Liegendwettbewerb nichts: wie in den Vorjahren erfreuen sich hohe Pulverchargen hinter den stramm sitzenden Pflasterkugeln ungebrochener Popularität: das bedeutet beim vorherrschenden Laufkaliber .54 Pulverladungen von 80 – 90 (*) grain der schnell brennenden Schweizer Sorte. Und bei dieser Materialbelastung sind auch Pflasterreißer kaum verwunderlich. (*alle Ladedaten wie immer ohne Gewähr).
Beim Stehend Wettbewerb hat das nicht unumstrittene „Swiss Rifle“ wie erwartet seinen Siegeszug angetreten. Dem hohen Gewicht und der, durch den Vorderschaftbügel stabileren Handlage geben viele Schützen den Vorzug. Doch kein Licht ohne Schatten, nach Ansicht von „Usern“ wie Roland Juranek ist wegen des dickwandigen Laufes die Zündung etwas träger. Aus diesem Grund setzte z. B. Kaderschütze Josef Mayr nach wie vor auf sein „Mortimer Replika“. Und immer noch ist die Typliste nach wie vor bunt und bereits das Zuschauen wird damit (für Insider) zum Augenschmaus: elegante deutsche und schweizer Jägerbüchsen, schlanke U. S. Long Rifles neben bulligen Präriebüchsen des frühen Hawken-Stils mit Halb- und Vollschäftung. Hochwertige Doppelstecherabzüge geschützt von filigran verlängerten Abzugbügeln, montiert mit ausgesuchten Schafthölzern….
Im Liegendwettbewerb halten die Studemeierschäfte wegen des Pistolengriffes in der Popularität ein leichtes Plus neben gerade geschäfteten englischen und deutschen Jagdbüchsen mit geschwungenen Abzugsbügeln.

Last but not least die Kurzwaffenwettbewerbe: den Auftakt machten wie immer die Perkussionsrevolver.
Unentschieden nach wie vor das Typenduell: Remington oder Roger & Spencer, diese beiden Typen beherrschen ganz klar die Meisterschaftsszenerie der DM – ganz vorn in der Käufergunst die von Feinwerkbau, Oberndorf, gefertigten Varianten. Mit Werner Rauch als Konstrukteur und Schütze haben die Oberndorfern ihren hauseigenen Fachmann.
Nur die geplante Wiederauflage des Remingtonmodells, jetzt als hauseigene Historie 3 Variante, hat sich bisher verzögert.


Der Wettkampf – 25 Meter, einhändig


Das „Revolverduell“ in der Schützenklasse entschied Steffen Tuchscheerer (142 R.) vor Joerg Klock (139 R.) und Martin Kloke (137 R.) mit deutlichtem 3 Ringe Vorsprung für sich, während Rita Pamer (135 R./3) diesmal gegen Dorit Häsler (135 R./5) ringgleich den Kürzeren zog. Ohne Einzelmedaillenerfolg blieb an diesem Tag Karl Hammann in der Altersklasse (4./138 R./Ludwigshafen) hinter den ringgleichen Hans Peter Bahl und Eberhard Ernst Haasis (je 139 R.). Ein Zähler mehr sicherte Jürgen Wack, ebenfalls Ludwigshafen (140 R.) den Titel in der Altersklasse. Und auch der Senioren Einzeltitel ging nach Ludwigshafen, den sicherte sich kein anderer als Dr. Jürgen Dosch. In der Mannschaftsbesetzung mit Hammann, Dosch, Weber sicherte sich Ludwigshafen 1 mit überlegenem 4 Ringe Vorsprung den Titel vor Hilpoltstein1 (405 R. Bössner, Eberle, Schmidt), Bronze gewann die erste Mannschaft des Schützenclubs Rammelsbach (399 R./Neitsch, Wahl, Dingert) mit einem Zähler vor Stuttgart.

Königsdisziplin – Perkussionspistole – „Alter“ schützt vor Leistung nicht…


Mit der Perkussionspistole hinkte das Leistungsniveau dann mal wieder: so siegte in der Schützenklasse Bernd Alber, (143 R. /Onstmettingen) vor einem vier Mann starken „140er“ Feld (Platz 2 Zöller, Platz 3 Ackermann). Doch „den Vogel“ schoss einmal mehr die Altersklasse ab: mit satten 145 Ringen siegte Karl Hammann mit nur einem Zähler Vorsprung vor Klaus Mahlke, Hemsbach. Und dahinter ein dreiköpfiges 141 Ringefeld, an dessen Spitze sich Martin Neu, Ebersbach/Fils mit 8 x10 (!) Bronze sicherte.
Klaus Mahlke legte mit seiner Leistung auch einen Grundstein für den Mannschaftserfolg von Hemsbach 1 (Gerstner, Kloke, Mahlke) mit 422 blieben sie nur 2 Ringe unter Rekordniveau, Silber ging an Onstmettingen (419 R.), Bronze mit einem Zähler weniger an Ludwigshafen.

Perkussions-Pistole

Listenweise Unterhammer und hier und da mal eine Siber, Lepage, Mang oder Kuchenreuter usw.
Die Unterhammermodelle Typ Billinghurst beherrschten klar das Feld
Doch nicht immer war auch Unterhammer oben – die beste Dame und mehrfache Deutsche Meisterin Nicole Elflein-Weke schießt nach wie vor mit einer Siber mit gekürzten Lauf (Lady-Version /cal. 33), Platz zwei ging an Gabriele Haas, drei Nationalteamschützin Rita Pamer.
Die Unterhammer Modelle kommen aus den Werkstätten von Krappmann-Baumkircher, Thilo Dedinski, Hannes Krebs, Jürgen Kimmerle. Bei den Custom Modelle, aber auch aus Serienproduktion allen voran einmal mehr Feinwerkbau, Pedersoli und Ardesa. Einige der Custom Maker bieten inzwischen die Optimierung von Fremdprodukten, bevorzugt FWB oder Pedersoli, nach Kundenwünschen an.
So was machte früher auch mal Helmut Mohr, aber der „Tuning-Altmeister“ baut nach eigenen Angaben nur noch Custom-Waffen in Luxusausführung.
Natürlich stellten die Custom-Hersteller und Händler wie immer aus, wohl wegen der WM fehlten aber in diesem Jahr einige vertraute Stände wie Frankonia/Pedersoli oder Jacobi. Außerdem geht das Käuferinteresse bei der DM Vorderlader eher auf hochwertige Waffen. Der Bedarf an preiswerten Einsteigerwaffen regelt sich im Internet-Zeitalter wohl auch über die diesbezüglichen Anbieter.


Den Abschluss bilden wie immer die Steinschlosspistolen Schützen:
Neuer Deutscher Meister ist der SV Waldmössingen (402 R.) vor Großaitingen (399 R.) und Stuttgart (398 R.). Die Einzelwertung entschied Thomas Schulz (Illingen) für sich, während Georg Schuchmann (Stuttgart/138 R./7) Wilfried Kretschmer (Deister/138 R./6) bei Ringgleichheit auf Platz drei verwies.
Materialfrage – auch die liebevoll „Funkenschläger“ genannten Repliken liegen im oberen Preisniveau: Nach wie vor erfreut sich die Hege Manton einer ungebrochenen Popularität, nur langsam werden die Ersatzteile rar, aber gegen gutes Geld gibt’s bei Custom-Bauern auch dafür Abhilfe. Etwas an Boden verloren haben Modelle wie das Boutet (Mohr), denn daneben hat sich auch hier der „Sägegriffe“ etabliert, z. B. mit Modellen wie dem „Mortimer“ (Pedersoli), „Durs Egg“ (Krebs) oder Tatham & Egg (Dedinski).

Organisatorisch hat Pforzheim die „Generalprobe“ gut bestanden.

Bemerkenswert sicherlich auch die Bestrebungen um einen weitgehend freundlichen Umgangston zwischen Offiziellen und Schützen. Das es nicht immer gelingt ist ebenso menschlich  – da schießt der ein oder andere maßregelende Aufruf im Eifer des Gefechts schon mal übers Ziel. Auch Hinweise zum „Dresscode“ direkt vor der Siegerehrung, erzeugen eher Unmut als Verständnis, nicht nur bei Individualisten wie den Vorderladerschützen.
Durch (Technik oder Schuss??) Ausfälle bei den Messrahmen (Meyton) kam es vereinzelt zu fehlerhaften Anzeigen als auch zu Zeitverzögerungen im Ablauf. Seitens Meyton betonte man diese Probleme zur WM im Griff zu haben – man wird es Mitte August sehen, wenn die WM Vorderlader zum zweiten Mal auf die Elektronik „trifft“.

Kasten WM Vorschau – und Gespräch mit Vorderlader Referent Armin Franke zur WM
Vom 14. – 19. August findet im LLZ Pforzheim die 25 Weltmeisterschaft des MLAIC statt. 400 Starter aus 22 Nationen starten in über 20 Wettbewerben mit insgesamt 1729 gemeldeten Starts – wie immer ein wahres Mammutprogramm. Daneben gibt’s das übliche Rahmenprogramm mit Eröffnungsfeier und Schützenbanketten. Gegenüber dem nationalen Programm ist das Wettbewerbsprogramm des Internationalen Verbandes deutlich vielseitiger, nur die Namensbezeichnungen können manchen schon verwirren: Miniè – Dienstgewehr 100 Meter, Vetterli – 50 Meter beliebiges VL Gewehr. Versailes Mannschaftswettbewerb, Cominazzo – Steinschlosspistole glatter Lauf
Tanegashima – Luntenschlossgewehr stehend
– die Liste ließe sich noch beliebig erweitern. Zudem gibt’s in jedem Wettbewerb zwei getrennte Wertungen – O für Originale und R für die Repliken. Die MLAIC will damit das Schießen mit den „Oldtimern“ ebenso fördern, wie Wettbewerbsverzerrungen vermeiden.

Im Vorfeld stellte sich die Frage, weshalb die Anzahl der Schützen des DSB-Team nicht zur Heim WM erhöht wurde, da die Anreisekosten ja deutlich niedriger sind.
Dazu sprachen wir bei der DM mit DSB-Vorderladerreferent Armin Franke:
„Das hohe nationale Leistungspotential sichert dem Deutschen Team eine deutliche Überlegenheit, diese würde durch Erhöhung der Starterzahlen übermächtig. Bereits ein bloßer Vergleich der Ergebnislisten zeigt, dass selbst mit der „zweiten Grade“, also den Schützen die sich bei der diesjährigen Ranglist nicht qualifizierten, die Medaillenausbeute wohl kaum geringer wäre.“ Armin Franke sieht gerade im nationalen 15 Schussprogramm die Grundlage für das hohe Niveau. „Unser  Programm zwingt den Schützen zum sauberen Arbeiten. Besonders stolz bin ich auf die Teilnahme von Achim Bailer, der als jüngster Teilnehmer bei den Junioren starten wird.“ Bei der DM gibt’s diese Klasse mangels Masse leider nicht, Bailer startet dort in der Schützenklasse, sein Vater Alfred in der Altersklasse.
Zurück zu den Anfängen? Nachwuchswerbung und Presslinge
Armin Franke sieht etwas Bewegung in der Nachwuchsförderung, gerade bei den Damen sind erfreuliche Zuwächse zu verzeichnen. Franke wünscht sich aber noch mehr Initiativen: Wie er bereits im Vorjahr betonte, sieht er in den (neuen) Schwarzpulver-Presslingen, die Möglichkeit für einen leichteren Einstieg in den Vorderladersport, insbesondere für Nachwuchsschützen aus dem Juniorenbereich. Mit den Presslingen ist eine aktive Heranführung an den Vorderladersport auch ohne die Hürde der Schwarzpulvererlaubnis möglich. Bei entsprechender Beteiligung würde er durchaus eine DM Zulassung (Juniorenklasse/nur Presslinge) befürworten.
Gefragt nach seinen WM Zielen erklärte Armin Franke spontan „Eine Medaille mehr als beim letzten Mal“, da es auch wieder neue Wettbewerbe gibt sollte dies zu schaffen sein.

Gespräch mit dem stellvertretendem Bundesportleiter Gerd Furnier


Nach Auskunft von Gerd Furnier, stellvertretender Bundessportleiter, ist die Einführung neuer Wettbewerbe für nach der WM angedacht: so etwa der seit langem ausstehende Mannschaftswettbewerb für das Steinschlossgewehr und die Übernahme der Luntenwettbewerbe aus dem internationalen Programm.
Will man das Vorderladerschießen fördern, geht dies sicherlich in die richtige Richtung.

Weitere Ausblicke – Ordonnanzgewehr


Nach Auffassung von Gerhard Furnier befindet sich Ordonnanzgewehr am Scheideweg
Die Dioptervisierzulassung für die „Schweden Mauser“ Modelle haben einen deutlichen Wettbewerbsvorteil für dieses Gewehrmuster geschaffen.
Furnier sieht eine mögliche Lösung in zwei getrennten Klassen je nach Visierart:
I. Geschlossene Klasse – hier sollen Zeit- und stilgemäße Diopter für jedem Gewehrtyp gestattet sein, unverändert bleibt dagegen das Korn.

II. Offene Klasse –  Modelle mit klassischer offener Visierung – also Kimme und Korn – sind zugelassen.

Um die Teilnehmerzahlen in den beiden neuen Klassen nicht zu sehr auszudünnen, sollte nur in der offene Klasse gestartet werden, die getrennte Wertung nach Altersklassen also wegfallen.

Zurück