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Interview: Kuratorium zur Förderung historischer Waffensammlungen

Im Interview mit der Internetplattform www.kulturstimmen.de spricht Gregor Wensing, Kulturreferent des Kuratoriums zur Förderung historischer Waffensammlungen e.V., über die Hintergründe und Ziele des Vereins und gibt einen Einblick in dessen Arbeit.

kulturstimmen.de: Was ist das Kuratorium zur Förderung historischer Waffensammlungen e.V. und wann wurde es gegründet?

Gregor Wensing: Das Kuratorium zur Förderung historischer Waffensammlungen e.V. wurde 1967 gegründet. Es stellt die nationale Dachorganisation für alle Bürger in Deutschland dar, die sich seriös mit der Technik und der Geschichte von Waffen befassen möchten.Ursprünglich gedacht als Gruppierung, innerhalb derer ein wissenschaftlicher Austausch stattfindet, liegt seine heutige Bedeutung vor allem darin, zu verhindern, dass (noch mehr) Kulturgut durch Unachtsamkeit, Nachlässigkeit, Fahrlässigkeit oder gar durch Vorsatz verloren geht.

kulturstimmen.de: Welcher Gedanke steckt hinter der Gründung des Vereins und welche Ziele verfolgt er?

Gregor Wensing: Der Auslöser war zunächst rein regional: in den mittleren 1960er Jahren sollte das Bayerische Armeemuseum von München nach Ingolstadt verlegt werden – was letztendlich dann auch geschehen ist. Die Münchner Waffensammler trafen sich schon in den 60er Jahren regelmäßig. Sie wollten dies verhindern und schlossen sich daher zusammen. Die Gruppe erkannte aber bald, dass es damit nicht getan war: aufgrund sich abzeichnender einschneidender waffenrechtlicher Änderungen galt es, weiter gesteckte Aufgaben im Hinblick auf das Waffensammeln zu erfüllen. Die regionale Basis musste verlassen und eine Organisation für deutsche Waffensammler gegründet werden, die sich ausschließlich um deren Belange kümmern sollte. Heute ist das Kuratorium zur Förderung historischer Waffensammlungen e.V. der einzige Verband in Deutschland, der sich – oft in enger Kooperation mit der Patronensammlervereinigung e.V., einer ebenso seriösen Gruppierung und mit ebensolcher Reputation wie das „Kuratorium“ – ausschließlich um die Erforschung und den Erhalt des Kulturgutes „Waffe“ kümmert und seine Mitglieder daher bei dieser Aufgabe unterstützt. Im Wesentlichen wird versucht, die kulturellen Aspekte des Sammelns von Waffen und Munition transparent zu machen getreu dem Wort „Geschichte als Wissenschaft bedarf der gegenständlichen Verankerung“.

kulturstimmen.de: Welche Reaktionen löst der Verein in der Öffentlichkeit aus?

Gregor Wensing: Unsere Mitglieder machen regelmäßig Ausstellungen, wobei die Themenvielfalt mannigfaltig ist. Die neolithische Feuerstein-Pfeilspitze ist nämlich ebenso eine „Waffe“ wie ein keltisches Schwert, ein Radschlossgewehr oder eine Selbstladepistole der Gegenwart.
Bei diesen Ausstellungen ist regelmäßig ein enormer Zuspruch durch die Besucher zu beobachten, was uns natürlich zeigt, dass das Interesse an der eigenen wie der Geschichte fremder Völker unvermittelt anhält. Bis auf eine Handvoll Unbelehrbarer, die meinen, man würde Unrecht und Leid in der Welt wieder gut machen, indem man Relikte der Vergangenheit zerstört, sind wir immer auf bewusste Bürger gestoßen, die unsere Form der Bewahrung geschichtsdeterminierender Gegenstände keineswegs als anrüchig, sondern sogar in hohem Maße als förderungswürdig erachten. Wir dürfen feststellen, dass unsere Ausstellungen sehr gut angenommen werden und dass die Bevölkerung unsere Arbeit schätzt.

kulturstimmen.de: Warum besteht für Sie die  Notwenigkeit sich als Verein für ein liberalisiertes Waffengesetz einzusetzen?

Gregor Wensing: Es gibt leider in der Politik den Reflex des Handelns ohne nachzudenken – vor allem, wenn unter dem Druck der Medien wieder Handlungsfähigkeit bewiesen werden muss, z.B. wenn sich wieder eine Gewalttat ereignet hat. Die Gesetzesorgien der letzten Jahrzehnte haben aber lediglich bewirkt, dass das Sammeln von Waffen immer schwerer geworden ist. Dabei sind diese eines der ganz wichtigen Relikte unserer Technik-, Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Sicherer ist unser Land dadurch keineswegs geworden. Die Folgen verschärfter Gesetze liegen aber auf der Hand: Wertvolle Artefakte der Geschichte werden im Schmelzofen dem Götzen „Innere Sicherheit“ geopfert, auch, weil die Zahl der inländischen Abnehmer schrumpft. Hohe und durch keine Erkenntnisse begründete Hürden, die ein angehender Sammler überwinden muss, bevor er überhaupt mit seiner Arbeit beginnen kann, schrecken lediglich den durchaus motivierten Nachwuchs ab. Dabei ist bestimmten politischen Kreisen offensichtlich nicht bewusst, dass Gegenstände der Geschichte keine nachwachsenden Rohstoffe sind, die irgendwann wieder in neuer Frische vom Himmel fallen. Im besten Fall werden ganze Sammlungen ins waffenrechtlich liberalere Ausland verkauft, ein Akt, durch den ein Teil des kulturellen Gedächtnisses vor dem Zugriff deutscher Behörden in Sicherheit gebracht wird.
Wäre es aber nicht schöner und sinnvoller, wenn wir Deutsche uns selber um dieses kulturelle Gedächtnis kümmern?

kulturstimmen.de: Sind im Herbst/Winter diesen Jahres spezielle Ausstellungen zu historischen Waffen geplant?

Gregor Wensing: Ja, im Rahmen der Waffenbörse in Kassel (29.11. – 02.12.2012)  werden „Schätze englischer Vergangenheit“ (Faustfeuerwaffen von 1852 bis zum 1. Weltkrieg) ausgestellt. Im Zentrum stehen Waffen der Firmen von Robert Adams, William Tranter und Webley. Ausgewählt wurden die Exponate unter dem Gesichtspunkt der Entwicklungsgeschichte sowie unter dem Aspekt hoher und höchster Ver- und Bearbeitungsqualität! Das hier gezeigte handwerkliche Können von damals beherrschen in England nur noch von einer Handvoll Büchsenmacherfirmen.

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