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Jagd

von Nataly Kemmelmeier

„Wolf gehört in Jagdrecht"

Nach Einschätzung des Geschäftsführers der Jägerstiftung „natur+mensch“ sollte der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden. Das äußerte Marc Henrichmann in einem aktuellen Interview.

Marc Henrichmann ist seit Mai 2014 Geschaftsführer der Jägerstiftung „natur+mensch“. Der Rechtsanwalt und Kommunalpolitiker (CDU) aus Havixbeck (Nordrhein-Westfalen) äußert sich im Interview über die aktuelle Häufung
der Wolfssichtungen in Deutschland.

Herr Henrichmann, die Sichtungen von Wölfen in Deutschland nehmen zu. Freuen Sie sich über die Rückkehr?
Selbstverständlich betrachten wir Jäger den Wolf als eine Bereicherung für unsere heimische Tierwelt. Auch wenn es während des 20. Jahrhunderts praktisch keine Wölfe mehr bei uns gegeben hat: Die gemeinsame Geschichte von Mensch und Wolf reicht viele Jahrtausende zurück. Wir sollten allerdings aus meiner Sicht einen Unterschied machen zwischen „Freude“ über die Rückkehr und „Akzeptanz“.

In Niedersachsen wurde ein Wolf am Zaun eines Waldkindergartens beobachtet. Wie reagieren Sie da als Vater?
Dieser Vorfall an einem Kindergarten, der natürlich für besonderes Aufsehen gesorgt hat, war ja nicht der einzige in den vergangenen Wochen. Gleich mehrfach wurden in Norddeutschland Wölfe gesehen, gefilmt und fotografiert, die offenkundig keine Scheu gegenüber dem Menschen zeigten. Dies erschreckt mich genauso wie die Vorstellung, dass mein Kind beim Spielen plötzlich einem Wolf Auge in Auge gegenübersteht.

Ist der Wolf in Deutschland zu einer Bedrohung für den Menschen geworden?
Gefährlich wird es, wenn die Tiere plötzlich ohne Scheu vor dem Menschen umherziehen. Nach den Vorkommnissen aus der letzten Zeit befürchte ich, dass wir schon bald echte Bedrohungen von Menschen durch Wölfe erleben könnten. Da die Tiere sich in den vergangenen Jahren in immer mehr Regionen Deutschlands zeigen, kommt ein Aspekt hinzu: Unsere eng-besiedelte Kulturlandschaft ist schlichtweg nicht für das Nebeneinander von Wolf und Mensch geeignet. Folglich wird es in Zukunft immer häufiger zu Konflikten kommen.

Das bedeutet aus Ihrer Sicht?
Das bedeutet: Wir müssen langfristig Kompromisse finden – angesichts begründeter Ängste in der Bevölkerung, konkreter wirtschaftlicher Sorgen bei Schäfern und Landwirten sowie einer übertriebenen Begeisterung sogenannter Naturschutzorganisationen. Und das bedeutet auch: In bestimmten Fällen muss es eine Regulierung des Wolfes geben. Und dazu gehört der Wolf in das Jagdrecht. Nebenbei bemerkt: Es ist schon erstaunlich, dass etwa vom grünen Umweltminister in NRW das nur regional vorkommende Wisent mit dem Hinweis auf mögliche Schäden und eine zukünftige Regulierungsnotwendigkeit dem Jagdrecht unterstellt ist – wohingegen der mittlerweile fast flächendeckend vorkommende und große Schäden verursachende Wolf immer noch strengsten Schutz genießt. Das spricht für einen Status des Wolfes, der ideologisch begründet und nicht sachlich geboten ist.

Jägern wird vorgehalten, der Wolf sei ein Konkurrent im Wald. Wer ist der bessere Jäger?
Wölfe fressen mehrere Kilogramm Fleisch pro Tag – das heißt, dass sie Tag für Tag in unseren Wäldern auf die Jagd gehen müssen. Dabei tun sie das logischerweise nicht auf eine so professionelle und nachhaltige Weise wie wir Jäger. Schließlich streifen wir nicht hungrig durch unsere Reviere, sondern mit jeder Menge Know-how und mit dem Ziel, zu hegen und zu pflegen. Insofern beantwortet sich die Frage, wer der bessere Jäger ist, wohl von selbst.

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